Boykottaufruf gegen Tunesien
In dem arabischen Land wurden angeblich drei Piratenpartei-Mitglieder festgenommen
In Tunesien herrscht ein Präsident, der regelmäßig Wahlergebnisse um die 90 Prozent einfährt. Sein Regime ist in mehrerlei Hinsicht mit dem in Ägypten vergleichbar: Es wird trotz offensichtlich schwerer rechtstaatlicher Mängel diplomatisch geduldet, weil man fürchtet, dass nach ihm die Barbarei folgen würde.
Allerdings gibt es, wie die Welt seit Kurzem weiß, nicht nur eine islamistische Opposition in dem nordafrikanischen Land, sondern auch eine studentische. Die Selbstverbrennung eines arbeitslosen Akademikers, dem die Behörden auch noch den Obstverkauf verboten, mit dem er sich über Wasser gehalten hatte, löste nämlich Streiks von Lehrern und Rechtsanwälten und andere Proteste aus, auf welche die Sicherheitsbehörden mit der massenhaften Verhaftung von Oppositionellen reagierten.
Nun wurde bekannt, dass sich unter den Festgenommenen nicht nur der Blogger Hamadi Kaloutcha und der unter dem Pseudonym El General bekannte Rapper Hamada Ben Aoun befinden sollen, sondern auch drei Mitglieder der tunesischen Piratenpartei: Azyz Ammami, Slim Ammamou und Slah Eddine Kchouk.
Die drei Doktoranden wurden angeblich am Dreikönigstag von der Polizei ohne Haftbefehl ohne weitere Begründung "zum Verhör" mitgenommen und gelten seitdem als verschwunden. Piratenparteien aus zwei Dutzend anderen Ländern riefen mittlerweile dazu auf, das beliebte Tourismusziel als Reaktion auf den Vorfall zu boykottieren.