CSU-Politiker fordert Abschaffung der Zulassungssperren für niedergelassene Ärzte
Johannes Singhammer will auf diese Weise mehr Mediziner aufs Land locken
Obwohl Ärzte sich gerne als selbständige Unternehmer darstellen, schotten sie sich doch durch ihre Standesvertretungen und ein strenges Zulassungssystem von regulierenden Markteffekten ab. Ein Arzt darf sich in Deutschland deshalb nicht niederlassen, wo er will, sondern nur dort, wo er anderen Ärzten nicht zu viel Konkurrenz macht. In der Theorie sollte dies dazu führen, dass auch ländliche Gebiete ausreichend mit Medizinern versorgt sind. In den letzten Jahren wurden allerdings Befürchtungen laut, dass manche Mediziner lieber den Beruf wechseln, als in ostdeutsche Dörfer zu ziehen.
Johannes Singhammer, der stellvertretende Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, schlug nun in der Frankfurter Rundschau vor, diesem Effekt dadurch entgegenzuwirken, dass die Niederlassungsbeschränkungen abgeschafft werden. Sein Kalkül ist, dass Ärzte dann eher bereit sind, in als unattraktiv geltende Gegenden zu ziehen, wenn sie nicht mehr ihr ganzes Leben dort verbringen müssen, sondern später woanders eine Praxis eröffnen können. Eine "weitgehende Bindung bis zum Ende der beruflichen Laufbahn" wollen dem CSU-Politiker zufolge "immer weniger junge Ärzte und vor allem Ärztinnen".
Allerdings hat der Vorschlag insofern wenig Chancen auf Umsetzung, als das vom FDP-Politiker Philipp Rösler geführte Gesundheitsministerium bereits signalisierte, dass es in diesem Bereich mehr Markt als schädlich ansieht: "Ein Arzt", so ein Ministeriumssprecher, werde "einen einmal gewählten Arztsitz nicht einfach wieder aufgeben", weshalb man Singhammers Vorschlag "eher kritisch" beurteile und befürchte, dass er die Ärzteabstinenz von bestimmten Regionen sogar befeuern könne.