DHL Express steht in Leipzig im Stau

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Kettenreaktion bei Paketdiensten - Cyber-Attacke bringt TNT ins Stottern und überlastet Zollabwicklung bei DHL

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Die DHL Hub Leipzig GmbH in Schkeuditz hat seit Tagen massive Probleme bei der Zollabwicklung von Sendungen, die von außerhalb der EU kommen und in Deutschland durch den Zoll müssen. Ausgangspunkt der Überlast-Probleme waren offensichtlich Cyber-Attacken auf die Systeme bei TNT Express. Das Unternehmen gehört seit etwa einem Jahr zum US-Logistikriesen Fedex, der vor einem Monat davor warnte, dass die Störungen bei der neuen Tochter erheblich finanzielle Schäden hervorrufen könnten. Da die Abwicklung im internationalen Verkehr von TNT durch die Attacken stark verlangsamt wurde, haben es wohl viele Versender vorgezogen, von TNT zu DHL zu wechseln. Für DHL soll dies in manchen Bereichen zu einem deutlich erhöhten Auftragseingang geführt haben. Man spricht von einem Aufkommen, das doppelt so groß sei wie in der Weihnachtssaison. Darauf war man am Hub in Leipzig wohl nicht vorbereitet.

Satusmeldung: Nicht beeinflussbare Verzögerung

Der Empfänger einer Sendung aus einem Nicht-EU-Mitgliedsland erhält als Statusmeldung derzeit nur den Hinweis auf eine nicht durch DHL beeinflussbare Verzögerung in der Verzollung und die Nachricht, dass das voraussichtliche Zustelldatum zurzeit nicht verfügbar sei. In der Folge wird er gebeten es später erneut zu versuchen.

Aufgrund verkürzter Arbeitszeit beim Hauptzollamt Dresden, waren heute keine Informationen zur aktuellen Situation bei der Zollabwicklung am Flughafen Leipzig erhältlich. Auch bei DHL Express gab es bislang keine Auskunft zu einer Überlast am Hub in Leipzig.

In einem in Details vorliegenden Fall wurde die Sendung am 18. Juli in Kalifornien beim Versender abgeholt und kam zwei Tage später um 2:00 Uhr in Leipzig an, wo sie etwa eine halbe Stunde darauf zur Verzollung in Leipzig weitergeleitet wurde. Und dort dreht sie seitdem als Verzollungsereignis ihre Runden im Statusbericht. Das einzige was sich in den letzten Tagen änderte war die Sprache, die von Deutsch auf Englisch wechselte. Am Status selbst änderte sich bis zum 1. August jedoch nichts. Erst gegen Mittag fand sich die ein wenig versteckte Nachricht, dass die Sendung vom Zoll freigegeben sei. Sofern die Sendung keiner Ad Hoc Beschau durch andere Behörden unterzogen werde, würde sie zur Auslieferung weitergeleitet.

DHL Express reagiert nach massiver Nachfrage von Seiten des Empfängers

Diesem Schritt war jedoch eine mehrfache Anfrage bei DHL Express vorausgegangen, auf die der Empfänger nur den Hinweis bekam, dass man über den Verlauf der weiteren Abwicklung keine Aussage machen könne, da man nicht mehr Herr der Lage sei. Das voraussichtliche Zustelldatum ist noch immer nicht verfügbar.

Wenn die nach den vergangenen Konsolidierungen inzwischen von nur noch wenigen Konzernen abhängige Logistik im globalen Versandhandel so schnell ins Stottern gerät, wenn auch nur eines der beteiligten Unternehmen auf Grund einer Cyber-Attacke ausgebremst wird, dann zeigt dies auf welch tönernen Füßen der globalisierte Handel inzwischen steht. Just-in-time ist zumindest für die Endverbraucher derzeit kaum noch sicher. Die Tendenz scheint wieder zu den Abläufen im Katalogversand früherer Jahrzehnte zurückzugehen, wo der Empfänger auf die Zustellung seiner Sendungen auch mal länger warten durfte.