Der März, der ein Juli war
Der zurückliegende Monat fiel besonders extrem und trocken aus. In Südostaustralien werden die Menschen hingegen schon wieder von schweren Niederschlägen heimgesucht
Der erste Frühlingsmonat geht zu Ende, und die Meteorologen ziehen Bilanz. Noch nie in der Geschichte der Wetteraufzeichnungen war der März so reich an Sonnenschein, schreibt der Deutsche Wetterdienst (DWD) in seiner monatlichen Pressemitteilung.
Dafür sorgte eine langanhaltende Hochdrucklage über dem nördlichen Mitteleuropa, die die von West nach Ost durchziehenden Tiefdruckgebiete immer wieder abblockte und umlenkte. Im Ergebnis wurden bundesweit durchschnittlich 235 Sonnenstunden im März gezählt, mehr als im Durchschnitt im Juli verzeichnet werden.
Das sei der mit Abstand höchste Wert seit dem Beginn der flächendeckenden Erfassung der Sonnenscheindauer im Jahre 1951. Der bisherige Rekordhalter sei der März 1953 mit 195 Stunden gewesen. Normal, das heißt im Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990, scheint die Sonne im März nur 111 Stunden.
Entsprechend war der zurückliegende Monat auch außergewöhnlich trocken, was für Land- und Forstwirtschaft mal wieder schlechte Nachrichten sind. Mit nur 20 Liter Regen pro Quadratmeter im Bundesdurchschnitt gehörte der März zu den trockensten in den in diesem Fall bis 1881 zurückreichenden Aufzeichnungen. Die Norm sind 57 Liter pro Quadratmeter im März.
Besonders trocken war es in Berlin (ein Liter pro Quadratmeter), Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern (jeweils drei Liter pro Quadratmeter), aber auch in Deutschlands Regenhauptstadt Hamburg gab es nur zehn Liter pro Quadratmeter.
Die globale Klimakrise habe uns weiterhin fest im Griff, hatte DWD-Präsident Gerhard Adrian am vergangenen Dienstag anlässlich der jährlichen Klima-Pressekonferenz des nationalen Wetterdienstes in Berlin festgestellt.
Gerade die Flutkatastrophe im Juli 2021 habe den Deutschen schmerzhaft bewusst gemacht, wie verwundbar sie durch extreme Wetterereignisse seien. Dieses Schicksal teile Deutschland mit vielen Regionen in der Welt.
Der globale Zustand des Klimas gebe auch im Jahr 2021 keinen Hinweis auf Entwarnung, so Adrian weiter, der auch Präsident der Weltmetrologieorganisation WMO ist. Weltweit sei es seit Ende des 19. Jahrhunderts etwa um 1,1 Grad Celsius wärmer geworden. In Deutschland sind es sogar 1,6 Grad Celsius.
Zugleich steige der Meeresspiegel von Jahr zu Jahr auf neue Rekordhöhen. Für den Zeitraum 2013 - 2021 beträgt der Anstieg nun 4,4 mm pro Jahr. Im Zeitraum 1993-2002, in dem erstmals Satellitenmessungen des Meeresspiegels zur Verfügung standen, waren es noch 2,1 mm pro Jahr. Der Anstieg beschleunigt sich also.
Aus der Schweiz berichtet der dortige Wetterdienst von ungewöhnlich viel Sonne und großer Trockenheit. Es habe bereits die ersten Waldbrände gegeben. Hohe Waldbrandgefahrenstufen werden auch aus einigen Regionen Deutschlands gemeldet.
Derweil kommt es im australischen Bundesstaat New South Wales derzeit erneut zu schweren Überschwemmungen, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Einige Städte würden binnen eines Monats zum zweiten Mal überschwemmt. In einigen Regionen sei binnen sechs Stunden so viel Niederschlag gefallen wie sonst in einem durchschnittlichen März.