Deutsche Unternehmen warnen vor Blasenbildung
Die Angst vor der Geldschwemme wächst, weil das Geld spekulativ und nicht produktiv angelegt wird
Auch in der deutschen Wirtschaft macht sich die Angst vor Monsterblasen breit, die mit dem vielen Geld aufgebläht werden, das zur Bekämpfung der Finanzkrise die Geldmärkte weiter flutet. Der Chef der Allianz, Michael Diekmann, fürchtet sich vor den neuen Exzessen an den Finanzmärkten: "Es ist sehr viel billiges Geld dort draußen", sagte er im Interview. Deshalb könnten Investoren wieder hohe Risiken eingehen. "Wir finanzieren gerade die nächste Finanzblase", fasste Diekmann zusammen. Ausgerechnet der Versicherungschef, dessen Konzern von der Bankenrettung profitierte, fordert nun: "Die Banken sollten mehr Risiken im Kundengeschäft eingehen, anstatt mit dem billigen Geld Eigenhandel zu betreiben, der letzten Endes keinen Wert schafft."
Er kritisiert somit die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), weil durch deren Niedrigzinspolitik es für die "Banken billiger ist, Geld bei der EZB zu leihen, als Spareinlagen zu gewinnen". Man müsse dafür sorgen, dass das Kreditgeschäft für Banken wieder attraktiv wird und nicht nur der riskante Eigenhandel. "Wir haben alle davon profitiert, dass viel Geld in den Markt kam. Wir werden auch alle dafür bezahlen", sieht Diekmann das dicke Ende der Geldschwemme kommen. Wobei das nur für die Steuerzahler kommen wird, wie sich in Irland deutlich zeigt.
Und der Allianz-Chef ist mit seiner Angst nicht allein. Der ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz meint: "Da sind schon wieder Spekulanten und Finanzjongleure unterwegs, die munter mit Derivaten handeln." Damit sieht auch der Vorstandschef von Deutschlands größtem Stahlkonzern, wie sich gerade "die nächste Blase" gefährlich aufbläht. Die Rohstoffpreise würden nun nicht mehr auf Jahresbasis verhandelt, sondern am kurzfristigen Spotmarkt. "Meine Sorge ist, dass nach der Immobilienblase jetzt eine Rohstoffblase kommt."
Die Aussagen der Unternehmenschefs stehen den positiven Aussichten der EZB diametral entgegen. Obgleich sogar Euroländer sich immer stärker der Staatspleite nähern und die EZB gerade die zu erwartenden Bankverluste um 65 Milliarden auf 553 Milliarden Euro erhöhen musste, will sie eine verbesserte Stabilität am Finanzmarkt erkennen.
Die Befürchtungen von Diekmann und Schulz machen die Ängste von vielen Unternehmen deutlich. Thyssen-Krupp werde noch bis 2012 brauchen, um wieder das Niveau vor Ausbruch der Wirtschaftskrise zu erreichen, sagte Schulz. Selbst hohe Wachstumsraten in China und Indien könnten den weltweiten Absturz nicht schneller abfangen. Zudem sei es für ThyssenKrupp schwierig, mit schwankenden Rohstoffpreisen umzugehen. Die Allianz kann ihrerseits längst nicht mehr die Überschussbeteiligungen bei der Lebensversicherung garantieren.