Deutsche wollen mehr Klimaschutz
Befragung zeigt große Unzufriedenheit mit Klimapolitik der Berliner Regierung. Auch unter SPD-Anhängern
Die Deutschen wollen mehr Klimaschutz. Das legt zumindest eine im Auftrag von t-online durchgeführte Meinungsumfrage nahe. Demnach sind 42,3 Prozent der Befragten der Ansicht, dass das Klimapäckchen der Großen Koalition "nicht umfassend genug" ist. Weitere 16,3 Prozent nennen es "eher nicht umfassend genug". Macht also zusammen eine Ablehnung von 58,5 Prozent.
Nur 18,6 Prozent finden die Regierungspläne "angemessen", 11,9 Prozent hingegen "eindeutig" und 5,3 Prozent "eher zu umfassend". Mit anderen Worten: Eine deutliche Mehrheit der Deutschen will mehr Klimaschutz und eine nicht unbedeutende Minderheit nicht, oder sie ist gar strikt gegen Klimaschutz.
Interessant ist, dass nicht nur die Wähler der Grünen, sondern auch der Linkspartei besonders unzufrieden sind.
Knapp 80 Prozent halten die beschlossenen Eckpunkte der Regierung für nicht umfassend genug, knapp sechs Prozent sind zufrieden und lediglich 12,4 Prozent geht der Klimaschutz zu weit. Nur die Anhängerschaft der Grünen ist unzufriedener. Ganz anders bei den Wählern der Rechtsextremen. Dort geht der bescheidene Klimaschutz der Koalition in etwa der Hälfte schon zu weit und nur 22,3 Prozent nicht weit genug.
Klimapolitik der Linkspartei
Das ist für die Linkspartei insofern bemerkenswert, als dass sie zum einen in ihrer Regierungspolitik in den Ländern dem Klimaschutz kaum Aufmerksamkeit schenkt. So gab es in Brandenburg vom kleineren Koalitionspartner kaum Widerspruch gegen die ausgesprochen Braunkohle freundliche und Windenergie feindliche Politik der dortigen SPD. Zum Dank dafür zeigt diese der Linkspartei nun die kalte Schulter und versucht eine Koalition mit CDU und Grünen. Wie letztere aber in einem solchen Bündnis Klimaschutz durchsetzen wollen, bleibt deren Geheimnis.
Interessant sollte diese Einstellung ihrer Anhänger für die Linkspartei, die in den letzten Monaten in den Meinungsumfragen parallel zum Aufstieg der Grünen absackt, auch insofern sein, als ein Teil ihrer medial wichtigsten Sprecher, namentlich die Ko-Vorsitzende der Bundestagsfraktion Sarah Wagenknecht, immer noch die Erzählung vom Widerspruch zwischen sozialer Gerechtigkeit und Klimaschutz bedient, anstatt beide Fragen offensiv miteinander zu verbinden, wie es auch von den Schülern gefordert wird.
Union vor einer Zerreißprobe
Weiterhin bemerkenswert sind die Einstellungen der Anhängerschaft der Regierungsparteien. Zum einen scheint die Union vor einer Zerreißprobe. Immerhin 35,2 Prozent bewerten dort die Vorhaben als nicht weitgehend genug, aber immerhin noch 15,9 Prozent sagen, dass ihnen das alles zu weit geht. Fast 46 Prozent sind hingegen zufrieden. In früheren Zeiten hätte man daraus einen faulen Kompromiss gemacht, doch in der sich anbahnenden Krise ist derlei eher Sprengstoff.
SPD-Anhänger: 72 Prozent geht der Klimaschutz nicht weit genug
Ganz anders, aber ebenfalls existenziell bedrohend sieht es bei der SPD aus. Hier ist nur 17,5 Prozent der Anhänger mit der Vereinbarung zufrieden, aber 72 Prozent geht der Klimaschutz nicht weit genug.
Oder etwas überspitzt ausgedrückt: Die Anhängerschaft der SPD ist bereit für eine Koalition mit Grünen und Linkspartei, doch die Grünen kuscheln lieber mit der Union – siehe Brandenburg.
Zudem kann man sich vom SPD-Apparat eigentlich kaum vorstellen, dass er sich auf der Bundesebene mit der Rolle des Juniorpartners der Grünen anfreunden könnte, der einzigen Regierungsoption, die die Meinungsumfragen seit vielen Monaten für die Sozialdemokraten zu bieten haben.