Die Sauberbanken aus den Alpen
Auf die Offenlegung der Steueroasen-Daten reagieren die Schweizer mit Genugtuung
Ha! Während die Schweiz bisher oft genug als Buhmann herhalten musste, wenn es um die sogenannte internationale Steueroptimierung ging, kommt sie im Offshore-Leak recht gut davon. Schweizer Politiker nutzen die Gelegenheit, sich auf die Schulter zu klopfen, andere Staaten anzuprangern - und ein Ende der eigenen regulierenden Finanzpolitik einzufordern.
Das geht runter wie Öl: Hans Eichel, der zu seiner Zeit als Finanzminister noch gegen das "helvetische Steuerschlupfloch" gehetzt hat, sagte der Schweiz am Sonntag, in der Alpenrepublik habe sich vieles zum Besseren gewendet.
Derselben Zeitung erklärte der Schweizer SVP-Politiker Thomas Matter, dass die Schweiz zwar den fünftgrößten Finanzplatz der Welt habe, aber nur 0,2 Prozent der aufgedeckten Informationen aus der Alpenrepublik kommen. Anders gesagt: Die Schweizer Banken haben, anders als bisher kolportiert, eine im internationalen Vergleich ungewöhnlich weiße Weste. Dementsprechend, so der Politiker, sollte sich die Schweiz auf den erreichten Fortschritten ausruhen und mit "Zugeständnissen zulasten des Finanzplatzes" aufhören.
Aus der allgemeinen Erleichterung in der Alpenrepublik ist auch ein Stück Überraschung herauszuhören - und vor allem Stolz. Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf lobte in einem Radiointerview die Bemühungen der Schweiz, die in den letzten Jahren viel zur Eindämmung der Steuerhinterziehung getan habe.
Ein wenig Genugtuung steckt wohl schon dahinter, wenn die Schweizer nun die Gelegenheit nutzen, den Spieß umzudrehen. Man lobt die eigenen Erfolge der Weißgeldstrategie und zeigt mit dem Finger auf die neuen schwarzen Schafe wie Großbritannien, die karibische Inseln oder Singapur. In einem Interview mit der Basler Zeitung verkündet die Finanzministerin, sich seit längerem dafür einzusetzen, dass Offshore-Gebiete strenger reguliert werden und dieses Anliegen beim nächsten G20-Gipfel zu wiederholen. Auch der SP-Präsident Christian Levrat schlägt vor, dass die Schweiz die OECD-Standards gegen "Steueroptimierung" von anderen Ländern offensiv einfordert.
Von einem offensiven Vorgehen gegen die Steuersünder im eigenen Land hält Finanzministerin Widmer-Schlumpf indes nicht viel. Sie erklärte, nicht vorzuhaben, sich aktiv um die Daten aus dem Offshore-Leak zu bemühen, wie es Deutschlands Finanzminister Schäuble bereits getan hat. Es sei problematisch, staatliche Tätigkeiten auf illegal erworbenen Daten abzustützen.