"Doksuri": Vietnam von Taifun bedroht
... und Japan von "Talim". Stürme am Fließband. Aber wer gibt ihnen eigentlich ihre Namen?
Vietnam bereitet sich auf den Taifun "Doksuri" vor, der, wie die in Hongkong erscheinende South China Morning Post schreibt, der schlimmste seit zehn Jahren werden könnte. Heute in den frühen Morgenstunden – in Vietnam wäre das um die Mittagszeit – soll er dort auf Land treffen. Wie bereits berichtet, wird damit gerechnet, dass er sich über dem warmen Wasser intensiviert. Derzeit ist vor der vietnamesischen Küste die Meeresoberfläche um die 30 Grad warm, etwas mehr als zu dieser Jahreszeit üblich.
Derweil schwenkt Taifun "Talim" langsam Richtung Japan ein, Hurrikan „José“ zieht mit sicherem Abstand zum Land weiter im Atlantik seine Kreise, Orkan "Sebastian" ist über Deutschland hinweg gesaust, wobei er drei Todesopfer gefordert hat, und unmittelbar vor der Küste Südmexikos hat sich kurzfristig mit "Max" ein weiterer Hurrikan gebildet. Schon in den nächsten Stunden wird er dort auf Land treffen.
"Irma" hat sich hingegen über dem Südosten der USA aufgelöst, und der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat eine erste klimatologische Bilanz (PDF-Datei) vorgelegt. Demnach war der Sturm unter anderem der stärkste je im Atlantik außerhalb der Karibik und des Golfs von Mexiko beobachtete Hurrikan.
Wie kommen die Stürme eigentlich zu ihren Namen?
Die Tradition des Namen Vergebens reicht bei den Hurrikanen bereits über 100 Jahre zurück. In Europa war es bis in die 1990er Jahre hinein eine Berliner Marotte, die das Westberliner Institut für Meteorologie seit den 1950er Jahren pflegte, und die von der örtlichen Presse übernommen worden war. Erst vor rund 20 Jahren wurden die Namen im Rest des Landes und im übrigen Europa aufgegriffen.
Taifune und Hurrikans erhalten ihre Namen hingegen von einem Komitee der Weltmeteorologieorganisation WMO. Die Namen auf dessen Listen werden von den nationalen Wetterdiensten der jeweiligen Regionen vorgeschlagen.
Die Namen für europäische Tief- und Hochdruckgebiete kommen auch heute noch aus Berlin, wo die Meteorologen ebenfalls für jedes Jahr Namenslisten aufstellen, die nach und nach abgearbeitet werden. Dabei erhalten in einem Jahr die Tiefdruckgebiete männliche und die Hochdruckgebiete weibliche Namen und im nächsten Jahr andersherum. Derzeit sind die Männer für die Stürme, das heißt, für die Tiefs, zuständig.
Die Namen werden von Paten ausgesucht, die dafür zahlen, sich auf diese Weise zu verewigen. Ein Tiefdruckgebiet ist für 199 Euro zu haben, für ein Hoch müssen schon 299 Euro hingelegt werden. Vielleicht, weil die sympathischer, da mit schönem Wetter verbunden sind?
Mit den Einnahmen finanzieren die Berliner nach eigenen Angaben den 24-Stunden-Betrieb ihrer Wetterstation in Dahlem. Diese verfügt inzwischen über eine der weltweit längsten kontinuierlichen Klima-Zeitreihen, die 2002 drohte teilweise abzureißen. Haushaltskürzungen hätten zur Folge gehabt, dass die Station nur noch acht Stunden am Tag besetzt gewesen wäre. In den restlichen 16 Stunden hätten Automaten Temperatur, Luftdruck, relative Feuchte und Wind automatisch ermittelt.
"Andere wichtige Parameter wie Bedeckung, Wolkenarten, Schnee, Hagel, Gewitter, Glätte und Vereisung können durch Automaten jedoch nicht mehr erfasst werden", heißt es auf der Webseite der Studenten, die die Sturm-Paten-Initiative daraufhin ins Leben riefen. Um die Station zu retten, die lange Reihe der Klimabeobachtung nicht abbrechen zu lassen und weil man ein wenig verrückt sei, hätten die Studenten beschlossen, die anderen Schichten zu übernehmen.
Die Forschung wird es ihnen danken. Andere lange Zeitreihen sind inzwischen den Kürzungen beim Deutschen Wetterdienst zum Opfer gefallen, wie zum Beispiel auf Helgoland, wo der 24-Stunden-Betrieb eingestellt wurde und nur noch – wie in Berlin Dahlem ursprünglich geplant – reduzierte automatische Messungen vorgenommen werden.