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Wo ist die gute alte Selbstzerstörung, wenn man sie mal braucht? Nur Samsung hat das scheinbar drauf.
Da waren alle so glücklich, und jetzt gibt es an Weihnachten vielleicht etwas auf die Ohren. Die AirPods hatten endlich mal wieder so viel Coolness Faktor für ein Produkt von Apple, dass sich alle Nicht-Apple-Fans darüber mal wieder so richtig lustig machten.
Kabellose Kopfhörer für ein Telefon, das eh keine ordentliche Kopfhörerbuchse mehr hatte? Gefundenes Fressen für Spötter. Und dann sehen die Wurmfortsätze an den Ohrstöpseln auch noch aus, als hätte jemand auf dem Christkindlmarkt sich von hinten angeschlichen und die Kabel mit einem satanischen Grinsen einfach durchtrennt. Mag sein, dass so etwas eh nie passieren würde, aber der Effekt wäre der gleiche, den Apple befürchtet: Nix geht mehr, weil das Signal nicht stimmt. Und deshalb verzögert sich die Auslieferung von der Adventszeit auf die heiligen Feiertage. Vermutlich. Man müsse das Problem erst in den Griff kriegen.
Da, muss man sagen, zeigen die Herren von Samsung schon ganz anders die Eier. Zuerst bringen sie ein Smartphone auf den Markt, das sich als teuer erstandene Handgranate entlarvt ... wenn man es nur hurtig laden tut. Dann, nach den ersten Explosionen mit Feuerwerk, bietet man einen halbierten Fix an, und dann, als es immer noch Detonationen mit dem Ding gibt, lässt man einen Austausch vom Stapel. In Autokreisen nennt man sowas einen "Rückruf". OK, der muss jetzt sein: Wie will man aber ein Handy zurückrufen, das man nicht mehr aufladen soll? Hahaha... ha... ha... ja.
Vor allem, wenn es Menschen gibt (hallo Alain, harte Socke, Du), die im Gegenteil die Möglichkeit eines stets explosionsgefährdeten Smartphones irgendwie anregend finden und gerne mit einer Bombe in der Hosentasche durch die Gegend laufen.
Was macht man mit solchen Unverbesserlichen? Genau. Samsung zwingt die Besitzer, genauer gesagt die Galaxy Note 7 Besitzer jetzt dazu, ein Update durchzuführen, der das Gerät erst einmal mausetot macht. Und es dann auch so lässt.
Gut, früher nannte man das ein "Windows Vista Update", aber damals hatte Microsoft immerhin noch die redliche Absicht, nach erfolgtem Update vom Update den PC irgendwie wieder zum Laufen zu bringen. Das ist dieses Mal nicht so gedacht. Wer sich heute noch mit einem Note 7 auf die Straße traut, dem wird es nun per Update aus dem Verkehr gezogen. Und die Option, einfach nicht mit einem Smartphone online zu gehen, um diesen Zwangsupdate zu verhindern, ist für so ein Gerät auch nicht nutzerfreundlich.
Also: Download und mausetot, das ist die Perspektive.
Immerhin kann ein Google-Pixel-Besitzer bei einem (Hardware)Update nicht sitzen bleiben und weiter Kaffee trinken, da kann es schon mal passieren, dass man sich zwei Stunden in ein Auto setzen und sich in einen anderen Bundesstaat begeben muss. Horrorstory über Horrorstory, dabei wollte man doch nur sein Telefon nutzen.
All das könnte Apple jetzt auch machen. Es könnte die AirPods ausliefern und dann bei Bedarf die Dinger mit einem grünlichen "Buffzg" in den Ohren einfach explodieren lassen, falls der technische Fehler nicht mit einem Update zu beheben ist. Ein einfacher, in 7 Punkt groß geschriebener Hinweis wie "Vermeiden Sie das Abhören von 'Last Christmas' oder sonstigem Gewhame im Dezember, oder es kann vereinzelt zu grünem Rauch kommen", hätte bei den Garantieunterlagen genügt.
Aber nein...