Energiepreise: Werden Haushalte entlastet?

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Gründe für den Preisanstieg sind vielfältig. Energiewirtschaft und Gewerkschaften fordern Hilfen für private Verbraucher

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) schlägt angesichts hoher Strom- und Gaspreise Alarm. Wer derzeit den Anbieter wechselt oder aus anderen Gründen einen neuen Vertrag für die Strombelieferung abschließt, müsse im Durchschnitt 36,19 Cent pro Kilowattstunde zahlen, heißt es in einer Pressemitteilung des BDEW.

Das sei 12,5 Prozent mehr als im Jahresmittel 2021. Auch die kleinen und mittleren Industriekunden müssten bei Neuverträgen tiefer in die Tasche langen. Derzeit zahlen sie im Mittel 26,64 Cent pro Kilowattstunde, 5,26 Cent mehr als im Durchschnitt des Vorjahres.

Schuld seien die hohen Großhandelspreise. An den Terminbörsen, an denen sich die Versorger langfristig eindecken, seien im Laufe des letzten Jahres die Preise für Strom um mehr als 300 und für Gas um mehr als 500 Prozent gestiegen.

Die Gründe dafür seien vielfältig. Unter anderem habe die Pandemie die Weltwirtschaft synchronisiert, weil nach dem Einbruch in der ersten Jahreshälfte 2020 überall die Wirtschaft gleichzeitig hochgefahren sei, habe die starke Nachfrage nach Rohstoffen aller Art, die Preise in die Höhe getrieben.

Betroffen sei auch das Erdgas. Hierzulande sei 2021 hinzugekommen, dass das erste Halbjahr im Vergleich zu den Vorjahren kälter war, was die Nachfrage steigen ließ. Die dadurch höheren Gaskosten sind auch auf den Strompreis durchgeschlagen.

Abschaffung der EEG-Umlage vorziehen

Weil 2021 windarm war, lieferten Windkraftanlagen weniger Strom. Dadurch mussten mehr konventionelle Kraftwerke laufen. Insbesondere Braun- und Steinkohlekraftwerke liefen mehr als 2020, wie die Daten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme zeigen.

Die Einspeisung der Gaskraftwerke ging hingegen etwas zurück, was am hohen Gaspreis gelegen haben dürfte. Auch der Kohlestrom wurde allerdings teurer, weil die CO₂-Zertifikate erheblich im Preis anzogen.

Der BDEW sieht die Notwendigkeit, dass Regierung und Gesetzgeber die Haushalte dringend entlasten müssen. Unter anderem wird vorgeschlagen, die ohnehin geplante Abschaffung der EEG-Umlage vorzuziehen. Zum Jahresbeginn wurde sie in etwa halbiert und beträgt jetzt noch 3,7 Cent pro Kilowattstunde.

Ursprünglich hatten die Regierungsparteien in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, sie zum Ende 2022 abzuschaffen. Nun heißt es aus dem Wirtschafts- und Klimaministerium jedoch, dass dies auch schon früher geschehen könne. Man prüfe frühere Optionen, so Minister Robert Habeck gegenüber der Presse.

Der Regionalverband Nord des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB Nord) fordert derweil die Entlastung einkommensschwacher Haushalte. Die Politik müsse Menschen mit kleinen Renten und geringen Einkommen im Blick haben, meint Laura Pooth, Vorsitzende DGB Nord.

Nicht nur Wohngeldempfänger, sondern auch Auszubildende und Studierende sowie alle einkommensschwachen Haushalte müssten Zuschüsse erhalten. Zudem würden "einmalige Zuschüsse nicht reichen, solange die Energiepreise nicht zurückgehen".

Auch Pooth spricht sich für ein Vorziehen der Abschaffung der EEG-Umlage aus. "Das würde einen Durchschnittshaushalt um 150 Euro im Jahr entlasten."