Euro-Zone praktisch in der Rezession
Nach einem Nullwachstum im ersten Quartal ist die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal geschrumpft
Es war angesichts des Sparkurses nicht anders zu erwarten. Nach den schlechten Daten im Frühjahr ist nun die Euro-Zone praktisch wieder in die Rezession zurück gerutscht. Zwar kann streng genommen davon erst gesprochen werden, wenn die Wirtschaftsleistung in zwei aufeinander folgenden Quartalen sinkt, was nach den bisherigen Schätzungen gerade noch verfehlt wurde. Aber es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich die Lage im Juli oder August verbessert haben könnte. Es war von Januar bis März nach Schätzungen der europäischen Statistiker ohnehin nur das relativ starke Wachstum Deutschlands, das noch für ein Nullwachstum im Euroraum sorgte.
Im zweiten Quartal hat sich die negative Tendenz verstärkt, weshalb Eurostat nun in der ersten Schnellschätzung davon ausgeht, die Wirtschaftsleistung sei in der Euro-Zone im Vergleich zum Vorquartal um 0,2% geschrumpft. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich schon ein Minus von 0,4%. Die EU der 27 Mitgliedsländer ist ebenfalls auf Rezessionskurs, da das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auch um 0,2% geschrumpft ist. Allerdings verzeichnete die EU im ersten Quartal noch ein Minimalwachstum von 0,1%. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das BIP in der EU aber schon um 0,2% geschrumpft. Bedeutsam ist dafür, dass auch Großbritannien in die Rezession gespart wird. Das BIP ist deutlich um 0,7% gesunken.
Allgemein wird erwartet, dass auch Deutschland als Exportnation sich nicht von der Rezession abkoppeln kann, wenn die wichtigsten Handelspartner, zu immer neuen Sparmaßnahmen gezwungen, entsprechend weniger deutsche Waren kaufen können. Während Frankreich weiter stagniert, ist die spanische Wirtschaft um 0,4% geschrumpft und die italienische schon um 0,7%. Das tricksende Portugal, das ja angeblich auf einem guten Kurs sein soll, schrumpfte sogar um 1,2%. Über die beiden Kandidaten Griechenland und Irland, die wie Portugal schon Nothilfe erhalten, macht Eurostat keine Angaben.
Da Irland schon im ersten Quartal um 1,1% fiel, ist zu erwarten, dass die Rezession auch hier tiefer wird. Griechenland versinkt nach Angaben der heimischen Statistikbehörde Elstat aber in der Depression. Nachdem das BIP im ersten Quartal um 6,5% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum geschrumpft ist, ist es kaum eine positive Nachricht, wenn es nun "nur" noch 6,2% sein sollen. Es grenzt schon an Realsatire, angesichts solcher Zahlen zu titeln: bip-zahlen-griechenlands-wirtschaft-haelt-sich-wacker/70076095.html: "Griechenlands Wirtschaft hält sich wacker", nur weil es noch im vierten Quartal 2011 sogar 7,5% abwärts ging.