Frankreich: Hoffnungsträger der Linken festgenommen

Dominique Strauss-Kahn wird versuchte Vergewaltigung vorgeworfen. Seine Kandidatur zur Präsidentschaftswahl, von vielen erwartet, hat sich damit erledigt

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Frankreich hat einen großen Skandal und zum ersten Mal ist Sarkozy nicht mit von der Partie. Stattdessen ist es völlig überraschend Dominique Strauss-Kahn, der Mann, auf den viele Linke als aussichtsreichsten Gegenkandidaten bei der Präsidentschaftswahl 2012 setzten. Mit der Festnahme in New York wegen versuchter Vergewaltigung eines Zimmermädchens hat sich die Frage, wann "DSK" seine Kandidatur offiziell abgeben wird, erledigt.

Die Vorwürfe gegen Dominique Strauss-Kahn sind nicht von der Art, von der sich der Chef des Internationalen Währungsfonds leichterdings reinwaschen könnte. Laut Informationen von US-Medien, die in allen französischen Medien wiedergegeben werden (siehe DSK rattrapé à la culotte), soll DSK gestern nachmittag versucht haben, ein Zimmermädchen in einem New Yorker Hotel zum Oralverkehr zu zwingen. Die Hotelangestellte konnte sich befreien, Strauss-Kahn brach anschließend so hastig zum Flughafen auf, dass er Mobiltelefon und andere Hinweise auf seine Person im Hotelzimmer liegen ließ. An Bord der Air-France-Maschine nach Paris wurde Strauss-Kahn festgenommen (siehe I.M.F. Chief, Arrested at Airport, Is Accused of Sexual Attack at Hotel).

Zur Anklage soll er sich noch nicht geäußert haben. Seine Anwälte plädieren auf "nicht schuldig". Die Festnahme des Politikers von Rang ist ein "Donnerschlag", so die ersten Reaktionen. Das Echo wird Frankreich einige Zeit beschäftigen. Nutznießer dieser schmutzigen Geschichte eines "bekannten Schürzenjägers" (Libération) sind der amtierende Präsident und seine aussichtsreichste Gegenkandidatin, Marine Le Pen.