Ist Ihr Honig überhaupt noch echt?

Honigglas, Befüllunf mit Honig und Zuckersirup

Honig wird immer teurer – doch Verbraucherpreise sinken. DNA-Tests zeigen: In deutschen Supermärkten ist fast jeder Honig gepanscht. Was steckt wirklich in der klebrigen Masse?

Die Kosten für die Produktion von Honig sind in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Ein Glas deutscher Blütenhonig kostet zwischen sieben und zehn Euro. Dennoch sanken die Verbraucherpreise erheblich. Da auch der Lebensmitteleinzelhandel die gestiegenen Erzeugerpreise hierzulande nicht alleine auffangen kann, müssen andere Einflüsse bedeutender sein.

Erklärt wird der Preisverfall meist mit einem verstärkten Import von außerhalb der EU. Einheimische Imker und Imkerinnen können nicht mit den niedrigen Preisen der Importhonige mithalten. Nach China ist die Türkei der zweitgrößte Honigproduzent, gefolgt von Äthiopien, dem Iran und Indien.

Mangelnde Transparenz bei Honigimporten

Die Herstellung von Honig, der exportiert werden soll, scheint in diesen Ländern nicht so genau überwacht zu werden wie in Deutschland. Der Kunde kann im Laden nicht erkennen, wo sein Honig herkommt. Bislang muss auf dem Etikett nur angegeben werden, ob gemischter Honig aus der EU oder nicht aus EU-Ländern stammt. Honig von Imkern des Deutschen Imkerbunds findet sich nur sehr selten in deutschen Supermärkten.

Dafür findet man dort bei 30 Honigproben, dass 25 mit Zuckersirup gestreckt waren und damit kein echter Bienenhonig sind. Das ergaben DNA-Analysen, die der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund und der Europäische Berufsimkerbund (EPBA) veranlasst hat.

Foodwatch hat schon 2023 die zuständigen Behörden in Deutschland aufgefordert, ihre Kontrollen gegen Lebensmittelbetrug zu verbessern. Weil die staatlichen Labore veraltete Analysemethoden verwendeten, blieben die meisten Fälschungen von Honig unentdeckt.

Das Labor der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) hatte im Auftrag der Europäischen Kommission anhand einer moderneren Methodik in 46 Prozent von 320 Honigproben Zuckersirupe unter anderem aus Reis, Weizen oder Zuckerrüben gefunden.

Gefälschter Honig hauptsächlich aus Nicht-EU-Ländern

Die Berichte über gefälschten Honig nehmen immer mehr zu. Als Hauptherkunftsländer für die Honigimitate wurden vor allem China, die Türkei, aber auch Großbritannien ermittelt.

Da gefälschter Honig offensichtlich in der Regel aus Ländern außerhalb der EU stammt, hat jetzt die EU die Initiative übernommen und fordert, dass die Herkunft des Honigs auf dem Frontetikett angegeben werden muss.

Doch die Herkunftsangabe bietet nur eine begrenzte Sicherheit für den Verbraucher. Denn in Ländern wie China wird Honig teilweise unreif geerntet, um den Ertrag zu steigern. Dieser unreife Honig hat meist einen höheren Wassergehalt und somit eine geringere Qualität. Außerdem darf der Honig pasteurisiert werden, wodurch die Inhaltsstoffe leiden. Da zeigen sich Ähnlichkeiten zum Käse aus pasteurisierten Milch und echtem Rohmilchkäse.

Nicht nur chinesischer Honig steht in der Kritik, denn Kontrollen haben gezeigt, dass Honig aus der Türkei in über 90 Prozent der Fälle gepanscht ist. Dort hat sich inzwischen offensichtlich eine regelrechte Honigfälschungsindustrie entwickelt, die ihr Zentrum in Ankara hat.

Dabei kommen die Rohstoffe der Fälschungen nicht nur aus der Türkei. Im Januar 2024 beschlagnahmten französische Behörden dreizehn Tonnen Honig, der mit Viagra versetzt war und als "erektiler Honig" oder "Potenz-Honig" bezeichnet wurde. Laut offiziellen Angaben stammte dieser neben der Türkei auch aus Tunesien und Thailand. Diese illegalen Honigvarianten werden in der Hauptsache über Online-Shops vertrieben, wurden jedoch inzwischen auch im deutschen Lebensmitteleinzelhandel angetroffen.

Für Honig soll es inzwischen deutlich detailliertere Analysemethoden geben, die aus DNA-Untersuchungen bei Mordfällen stammen. So sollen bei einem echten Honig bis zu 20 Millionen DNA-Sequenzen analysiert werden, darunter Spuren von den verschiedenen Blumen, die die Bienen angeflogen hatten. Zusätzlich kann man auch die DNA des Imkers, von Füchsen oder Pilzen finden.

Wenn in einem Honig jedoch DNA von Reis oder Mais gefunden wird, dann muss der Honig mit Sirup gestreckt sein, denn aus diesen Blüten kann gar kein Honig stammen.

Honigimporteure wehren sich gegen den Fälschungsvorwurf

Der Honig-Verband erklärt sich besorgt darüber, dass das Produkt Honig aufgrund der nicht transparenten und der bisher für Honig nicht harmonisierten Methode zur DNA-Analyse, welche die EPBA nach eigenen Angaben genutzt hat, abgewertet wird. Die daraus gefolgerte Aussage, dass 80 Prozent der Honige auf dem Markt gefälscht seien, sei daher unseriös und nicht zutreffend.

Solche wissenschaftlich nicht validierten Vorgehensweisen dienten nicht der Aufklärung, sondern schaden dem Image des Naturprodukts Honig und verunsicherten nur die Verbraucher.

Die Europäische Kommission startete für die Honiganalyse mit ihrem Joint Research Centre (JRC) zur Harmonisierung und zur Etablierung einer Referenzmethode im Jahr 2024 das auf drei Jahre ausgelegte HarmHoney-Projekt. In diesem Projekt arbeiten neben Experten der Kommission und des JRC auch die Mitglieder des Honig-Verbands als Experten mit. Jedoch sei die Methode der DNA-Sequenzierung im Rahmen des HarmHoney-Projekts bisher nicht vorgestellt oder als Referenzmethode erwähnt worden.

Echter Bienenhonig ist nicht vegan

Echter Bienenhonig hat neben der Echtheitsproblematik inzwischen einen weiteren gravierenden Nachteil für immer mehr Konsumenten. Er ist im Gegensatz zu den zu 100 Prozent aus verschiedenen Zuckersirupen gefälschten Produkten nicht vegan.

Und ebenso wie bei Fleisch, Milch und Käse kämpfen die Verarbeiter der tierischen Originalprodukte mit Macht dagegen, dass die Ersatzprodukte genauso bezeichnet werden dürfen wie ihre Surrogate. Im Online-Handel taucht er inzwischen daher unter dem Namen "Wonig" auf. Als in früheren Zeiten der Honig knapp war, kam Kunsthonig auf den Markt, der inzwischen in Deutschland jedoch nicht mehr marktfähig ist.