Handelsstreit: Die nächste Runde

Die Präsidenten Trump und Xi Jinping an der gemeinsamen Tafel (8. Juli 2017)

(Bild: Weißes Haus. Gemeinfrei)

US-Regierung weitet Zölle auf chinesische Waren aus. Beijing zahlt umgehend mit gleicher Münze zurück

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Augenmaß gehört nicht zu den Stärken der US-Regierung, und Deeskalation scheint in ihrem diplomatischen Handbuch nicht als Option im Umgang mit Interessenkonflikten aufgeführt. Nun hat Washington die nächste Runde im Handelsstreit mit der Volksrepublik China eingeleitet.

Das Weiße Haus hat, wie der Business Insider berichtet, 25-prozentige Zölle auf Warengruppen angekündigt, deren Einfuhren in die USA aus China bisher einen Wert von rund 16 Milliarden hatten. Betroffen seien vor allem industrielle Maschinen wie Traktoren sowie chemische Produkte.

Die Regierung in Beijing (Peking) habe umgehend Zölle in gleicher Höhe und Umfang beschlossen, die ebenfalls ab dem 23. August erhoben werden. Das gleiche Datum war zuvor auch von Washington genannt worden.

Es ginge bei den nun an den US-Grenzen mit Zöllen belegten chinesischen Waren auch im erheblichen Umfang um Vorprodukte, die in den USA weiterverarbeitet werden, berichtet das Blatt an anderer Stelle. Für die Abnehmer entstünden durch die Zölle Mehrkosten, die die Unternehmen belasten und Arbeitsplätze gefährden.

Chinesische Ausfuhren im Wert von rund 50 Milliarden US-Dollar betroffen

Derweil trägt im chinesischen Handelsministerium der Streit mit den USA, so berichtet das Onlinemagazin Asia Times, zu einer hohen Kündigungsrate bei. Die Angestellten des Ministeriums seien ohnehin häufig mit der Höhe ihrer Einkommen und den nur geringen Zuschlägen für Überstunden, die zudem oft ausblieben, unzufrieden. Nun würde die Auseinandersetzung mit den USA Arbeit, Stress und Überstunden für Rechercheure und Unterhändler noch verstärken.

Das Ministerium wird sich also schleunigst nach neuen Mitarbeitern umschauen und diese deutlich besser bezahlen müssen, denn die Aufgaben werden nämlich eher noch zunehmen. Mit den bereits zuvor eingeführten Zöllen sind nun chinesische Ausfuhren im Wert von rund 50 Milliarden US-Dollar betroffen.

Eine Liste mit weiteren Warengruppen im Wert von 200 Milliarden US-Dollar liegt schon bereit. Zunächst hatte die US-Regierung gedroht, diese könnten mit einem zehnprozentigen Zoll belegt werden. Seit Anfang August werden für diese Tranche nun ebenfalls 25-prozentige Abgaben angedroht.

Wie weit wird die Eskalation getrieben?

Die große Frage ist, wie weit die Eskalation noch getrieben wird. Unter anderem ist China nämlich neben Japan der größte Gläubiger Washingtons. Beijing hält US-Staatsanleihen im Wert von 1,2 Billionen US-Dollar, schreibt die in Hongkong erscheinende South China Morning Post.

Insgesamt beträgt Beijings Devisenschatz derzeit umgerechnet mehr als 3,1 Billionen US-Dollar. Davon sind rund 70 Milliarden US-Dollar in Gold angelegt und eine unbekannte Summe in anderen Devisen, wie dem Euro, dem Schweizer Franken oder dem japanischen Yen.

Schon der Verkauf eines kleinen Teils der Anleihen durch China könnte den US-Haushalt in erhebliche Schwierigkeiten bringen. Dies würde nämlich den Preis drücken und den Ertrag neuer Staatsanleihen mindern. Auf diese aber, so argumentiert der Autor der Hongkonger Zeitung, sei Washington wegen seiner Steuergeschenke und Subventionen angewiesen, die die staatliche Verschuldung weiter aufblähen würden.

Eine andere Frage ist allerdings, ob China bereit ist, die Eskalation so weit zu treiben. Würde es die US-Wirtschaft ernsthaft schädigen, wäre auch die Kaufkraft auf dem für die Volksrepublik noch immer wichtigsten Absatzmarkt gefährdet.

Ohnehin ist noch nicht ausgemacht, wem der Handelsstreit letztlich mehr schaden wird: der US-Wirtschaft oder der chinesischen Exportindustrie? Die Exportabhängigkeit Chinas ist in den letzten Jahren geringer geworden, aber die Ausfuhren sind noch immer eine wichtige Konjunkturstütze.