Hitze: Frankreich schaltet Reaktor in Fessenheim ab
Mehrere AKWs müssen wegen hoher Wassertemperaturen gedrosselt oder abgeschaltet werden und am Hochrhein hat das Fischsterben begonnen
Am Wochenende war es schließlich so weit. Da der Oberrhein immer wärmer wird, musste der staatliche Energiekonzern Electricité de France (EDF) am Samstag einen der beiden Meiler des umstrittenen Uralt-Atomkraftwerks Fessenheim ganz abschalten. Die Leistung des zweiten Reaktors musste derweil weiter gedrosselt werden.
Inzwischen ist die Wassertemperatur im Rheinseitenkanal über die Grenze von 28 Grad gestiegen, aus dem das Kraftwerk sein Kühlwasser entnimmt und es dort auch wieder einleitet. Deshalb war die Abschaltung des riesigen "Tauchsieders" nicht zu vermeiden. Das alte Atomkraftwerk verfügt über keine Kühltürme, weshalb es komplett über das Rheinwasser gekühlt wird.
"Diese 28 Grad sind schon sehr großzügig für die Kraftwerksbetreiber", meint Gottfried May-Stürmer, Referent für Wasser- und Landwirtschaft der Naturschutzorganisation BUND in Baden-Württemberg. Er ist der Ansicht, dass die Meiler schon früher abgeschaltet werden müssten, und verweist auf ein mögliches Fischsterben, das am Hochrhein nun schon begonnen hat. Am Wochenende wurde bereits rund eine Tonne toter Fische eingesammelt.
Ausgerechnet im von den Grünen regierten deutschen Baden-Württemberg ist man derzeit ziemlich großzügig, obwohl der Rhein die kritische Marke von 28 Grad wie erwartet schon überschritten hat. Ausgerechnet das grüne Umweltministerium hat Ausnahmen genehmigt, die es Kraftwerken erlauben, auch Wasser mit einer höheren Temperatur als 28 Grad zurück in die Flüsse zu pumpen.
Deshalb müssen die Atomkraftwerke in Philippsburg und Neckarwestheim sowie Kohlekraftwerke in Karlsruhe, Mannheim und Heilbronn bisher nur ihre Leistung senken, statt abgeschaltet zu werden. Argumentiert wird im grünen Stuttgart mit der Netzstabilität, womit auch die Versorgungssicherheit gefährdet sei.
Möglich ist das auch in Frankreich unter "außergewöhnlichen Umständen". Wenn die Stabilisierung des Stromnetzes nötig ist, müssen sich auch in Frankreich die Kraftwerksbetreiber nicht an die Grenzwerte halten. Die EDF hat aber insgesamt bisher schon vier Reaktoren abgeschaltet, da auch das Wasser der Rhone zum Beispiel schon Höchstwerte von 29 Grad erreicht und stellt sich auf weitere Abschaltungen ein.
Und auch in der Schweiz sind trotz steigender Wassertemperaturen die Atomkraftwerke alle weiter am Netz. Als "Tauchsieder" wären vor allem die Meiler in Beznau und Mühleberg zu nennen, die anders als die in Gösgen und Leibstadt über keine Kühltürme verfügen. Sie werden über die Aare gekühlt, wobei das eingeleitete Wasser nicht wärmer als 32 Grad sein darf.
Die Aare fließt allerdings auch wieder in den Rhein, womit dessen Temperatur auch über die Schweizer Atomkraftwerke erhöht wird oder derzeit durch das eigentlich kühlere Aare-Wasser nicht sonderlich gesenkt wird.