"Ich würde mir wünschen, dass Johannes Ponader die Kritik positiv aufnimmt"
Piratenpartei: Schramm und Schrade treten zurück, Ponader bleibt trotz Kritik
Julia Schramm und Matthias Schrade sind gestern von ihren Posten im Bundesvorstand der Piratenpartei zurückgetreten. Schramm erklärt dies mit Anpassungen an Politikervorstellungen, die sie nicht leisten wollte. Das Motiv wird jedoch nur angespielt, ebso wie die Kritik, mit der Schramm in den letzten Wochen konfrontiert war:
"Die Herausforderungen kamen. Die Stuhlgewitter auch. Alles etwas, womit ich gerechnet hatte. Dass jedoch jeden Tag mehr die Anpassung meines Denkens und Handelns an eine alte Politikervorstellung notwendig zu werden scheint, die ich ablehne und nicht bereit bin zu vollziehen, ist ein Umstand, dem ich mich nicht länger aussetzen möchte."
Matthias Schrade, ebenfalls Beisitzer im Bundesvorstand der Piraten, verbindet seinen Rücktritt mit einer dezidierten Kritik an der Arbeit des politischen Geschäftsführers Johannes Ponader, dem er Alleingänge vorwirft, welche die "Arbeit im Team" des Bundesvorstands behindern würden und die Situation dort in Schrades Augen immer schwierige; eine weitere sinnvolle Zusammenarbeit sei unter diesen Bedingungen nicht möglich, erklärt Schrade in seinem Blog.
Der Bundesvorstand werde arbeitsfähig bleiben, er sei handlungfähig; brachliegende Aufgaben müssten nun neu verteilt werden, erklärte der Bundesvorsitzende der Partei, Bernd Schlömer, auf der Pressekonferenz zu den Rücktritten. Aufmerksamkeit fand insbesondere seine persönliche Bemerkung Satz, wonach Ponader die Kritik von Matthias Schrade wahrnehmen sollte. Schrade schreibt in seiner Rücktrittsankündigung:
"Ich würde mir wünschen, dass Johannes seine Konsequenzen aus der regelmäßig von allen Kollegen vorgebrachten Kritik zieht. Leider erwies er sich im Laufe der zwischenzeitlich fast sechsmonatigen Amtszeit als weitgehend beratungsresistent und absolut nicht teamfähig."
Schlömer ging am Ende seiner Pressekonferenz noch einmal eigens auf die Kritik Schrades ein, die er als "qualitätsreiche Aussage" eines Mannes darstellte, den er zuvor als aufrichtigen, ehrlichen, aktiven und engagierten Piraten herausgestellt hatte. "Ich würde mir wünschen, dass Johannes Ponader die Kritik positiv aufnimmt", so Schlömer, der den in die Kritik geratenen Ponader dazu ermuntert, dass er "vielleicht einmal darüber nachdenkt, wie er seine Aufgaben als politischer Geschäftsführer in dem Sinne, wie Matthias Schrade es beschrieben hat, wahrnimmt".