Immer Ärger mit dem Netz

Nordfrieslands Windanlagen-Besitzer klagen über Millionen-Verluste, weil E.on den Netzausbau verzögert.

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Hoch im Norden sind die Windmüller sauer. Am Wochenende forderte die regionale Mitgliederversammlung des Bundesverband WindEnergie (BWE) zum wiederholten Male einen zügigen Ausbau der Stromnetze. „Gerade in diesen windreichen Tagen haben die Betreiber in der Region wieder massive Verluste durch Abschaltungen hinzunehmen, die durch unzureichende Netzkapazitäten bedingt sind“, kritisierte Hermann Albers, BWE-Präsident und -Landesvorstand. „Das reißt Löcher nicht nur in die Kassen der Windparks, sondern auch in die der Kommunen, denen durch die Abschaltungen erhebliche Gewerbesteuereinnahmen entgehen.“ Allein in den Monaten Januar und Februar 2008 addierten sich die Ertragsausfälle im Nordwesten Schleswig-Holsteins BWE-Erhebungen zufolge auf 2,5 Millionen Euro.

Seit Jahren beklagen sich die Windmüller an Schleswig-Holsteins Westküste über den Netzbetreiber E.on. Der würde das Netz nicht ausreichend ausbauen, wozu er nach dem Erneuerbare-Energiengesetz verpflichtet wäre. Schon vor geraumer Zeit hatte der schleswig-holsteinische Landtag E.on aufgefordert, Erdkabel zu verlegen statt Überlandleitungen zu bauen. Letztere sind in in der Bevölkerung höchst unbeliebt und benötigen daher wesentlich länger im Genehmigungsverfahren. Der Konzern weigert sich jedoch mit der Begründung, dass Erdkabel teurer seien. Während die SPD-CDU-geführte Landesregierung E.on gewähren lässt, ist man bei den oppositionellen Grünen und beim SSW, der in Nordfriesland starken Partei der dänischen Minderheit, der Ansicht, dass das Kostenargument vorgeschoben und kaum haltbar ist.

Die Windmüller verweisen unterdessen auf die "üppigen Einnahmen" aus den Netzgebühren, und verlangen, dass diese in den Ausbau gesteckt werden. Eine Studie von Windkraft-Branche, Netzbetreibern und Bundeswirtschaftsministerium habe festgestellt, "dass das 36.000 Kilometer lange Höchstspannungsnetz um lediglich 845 Kilometer erweitert werden muss, damit man für die Zukunft gut gerüstet ist."

Für Nordfriesland, Deutschlands nordwestlicher Zipfel, ist die Windenergie ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Das liegt nicht nur an den guten Windverhältnissen, sondern auch daran, dass viele der zahlreichen Anlagen im Besitz ortsansässiger Eigentümer sind. Die Einnahmen bleiben also in der Region. Wegen dieser gewachsenen Strukturen ist der dortige Regionalverband mit 2100 Mitgliedern auch der bundesweit größte im BWE.