In Colorado konsumieren immer mehr Kinder versehentlich Cannabis
Weil in dem US-Bundesstaat Cannabis seit Mitte 2012 als Genussmittel legal ist, blüht die grüne Lebensmittelindustrie. Ohne es zu wissen, naschen Kinder THC-haltige Brownies, Zuckerstangen oder Limo
In Colorado wurde Marijuana seit 2000 sukzessive legalisiert, erst mehr und mehr für medizinische Anwendungen, schließlich Mitte vergangenes Jahr auch zu Zwecken der Entspannung. Ärzte warnen nun, dass sich die Anzahl der Fälle mehrt, in denen Kinder versehentlich Cannabis in großen Mengen aufnehmen.
In der Kinderklinik von Colorado wurde seit der ersten Freigabe 2000 bei 1.378 Patienten im Alter zwischen acht Monaten und 12 Jahren eine unbeabsichtigte Aufnahme festgestellt, davon 588 allein seit dem 1. Oktober 2009 (an dem der Verkauf weiter gelockert wurde). Die Anzahl der Kinder, die wegen einer Überdosis eingeliefert worden war, sei von 0 vor dem 1. Oktober 2009 auf 14 seitdem gestiegen. Diese Kinder waren wegen extremer Schläfrigkeit, Lethargie, Bewegungs- oder Atemstörungen in die Notaufnahme gebracht worden, wo die Ärzte sie zuerst ausführlich untersuchen mussten, bis sie die Ursache der Symptome identifizierten.
Einer der Autoren der Studie klagte, dass die Cannabisprodukte in Colorado deutlich stärker geworden seien, seitdem Cannabis ähnlich verfügbar sei wie Bier und die "Edibles" – essbaren Produkte – in der Massenproduktin hergestellt werden. Es gebe Zuckerstangen, die 300 Milligramm THC enthielten, was etwa einem Gramm Hasch von herausragender Qualität entspricht.
Die Regierung hat bereits versprochen, bald eine kindersichere Verpackung, wie bei Aspirin, vorzuschreiben. Damit würde Colorado in den USA – die derzeit um einen Weg ringen, mit der Legalisierung von Marijuana in einigen Bundesstaaten umzugehen – eine Pionierrolle einnehmen.
In Colorado, insbesondere in Denver, hat Cannabis längst den Sprung in die kapitalistische Warenwelt geschafft. Es gibt bereits über 300 Verkaufsstellen, mehr als Starbucks-Cafés. Die Apotheker, die seit 2000 Cannabisprodukte verkaufen, sind freie, dem Gewinn verpflichtete Unternehmer, und sie setzen, wie im Kapitalismus üblich, alles daran, dem Konsumenten zu geben, was er sich wünscht. Das Gesundheitsprodukt wird als "Essbares" in so vielen Variationen angeboten, dass selbst ein kulinarischer Reiseführer über die Cannabis-Spezialitäten von Denver berichtet.
Am beliebtesten ist aber der Konsum auf klassisch amerikanische Art: mit ganz viel Zucker. Als Brownie, Cookie, Bavlaka, Limonade aller Geschmacksrichtungen, Zuckerstange, Erdnussbutter- oder Schokoriegel, Chips oder Eis. Wie es Kinder eben lieben.