Indien: Solarmodule werden billiger
Absatzprobleme chinesischer Hersteller und neue Produktionskapazitäten könnten zu einem neuen Schub an Preisnachlässen führen
In Indien macht man sich offensichtlich Hoffnungen auf eine Überproduktionskrise der chinesischen Solarhersteller. Dies berichtet der indische Umweltjournalist Soumya Sarkar auf der Plattform TheThirdPole.net. Für das vierte Quartal 2016 sei mit einem Rückgang der Preise für Solarmodule von zehn Prozent zu rechnen, zitiert er Analysten. Das könne den indischen Ausbau weiter befeuern, der mittelfristig auf zehn Gigawatt (GW) pro Jahr ansteigen werde.
Für dieses Jahr würden 5,4 GW neue Solarleistung erwartet. Insgesamt befänden sich derzeit 13 GW im Bau und weitere neun in Planung. Zum Vergleich: In Deutschland wurde in den drei Boomjahren ab 2010 jeweils etwas mehr als sieben GW installiert, derzeit aber nur noch etwas mehr als ein GW pro Jahr.
Aber was hat China mit dem Solarausbau in Indien zu tun? Wir hatten in der letzten Wochenschau bereits von der Achterbahn berichtet, die Chinas Solarindustrie derzeit fährt. Im ersten Halbjahr hat es mit 20 GW neuer Solarleistung einen bisher weltweit beispiellosen Ausbauboom gegeben. Der Grund: Zum ersten Juli wurden die Einspeisevergütungen für Neuanlagen abgesenkt. Wer danach baut, bekommt deutlich weniger, und daher geht der Ausbau und damit die Nachfrage jetzt zunächst zurück.
Das Nachsehen haben die Anlagenhersteller, die auf ihren Produkten sitzen bleiben. Die vom indischen Autor zitierten Marktbeobachter gehen davon aus, dass vor allem kleinere Unternehmen mit weniger Finanzreserven mit den Preisen runter gehen und verstärkt nach Absatzmärkten im Ausland Ausschau halten.
Hinzu käme, dass verschiedene große Hersteller eine Ausweitung ihrer Produktion angekündigt haben. Sarkar zitiert die US-Bank Morgan Stanley mit der Aussage, die zehn größten Hersteller würden noch in diesem Jahr ihre Kapazitäten in der Modulherstellung um 15 GW jährlich erweitern, 14 GW davon seien von chinesischen Unternehmen angekündigt.
Die relativ kleinen indischen Hersteller haben es derweil schwer gegen die chinesische Konkurrenz zu bestehen. Ihre Produkte würden als minderwertig gelten. Die Regierung habe allerdings Pläne, den einen oder anderen großen Hersteller über Joint Ventures ins Land zu holen, um langfristig Indiens solare Elektrifizierung zumindest zum Teil mit einheimischer Produktion durchführen zu können.
Allerdings sind die Module ohnehin nur ein Teil der Wertschöpfung bei der Installation von Solaranlagen. Ein nicht unwesentlichen Teil macht die eher handwerkliche Leistung vor Ort aus. Außerdem bedeutet die Nutzung von Solarstrom, dass kein Geld für etwaige Kohle- oder Ölimport ausgegeben werden muss.