Ist Lafontaine der Messias der Linkspartei?

Selbst wenn Lafontaine, was er will, wieder einmal zum Parteichef wird, dürfte er den Niedergang der gesamtdeutschen Partei nicht stoppen können

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Oskar Lafontaine wollte sich nicht beschädigen in dem fragilen Gebilde aus Ost- und Westlinken, das seit geraumer Zeit im Westen glücklos unterwegs ist und dem die zündenden Ideen ausgegangen ist. Daher schob er die Entscheidung hinaus, ob er wieder Anspruch für den Parteivorstand erheben soll. Für den endgültigen Niedergang der Linken will er nicht verantwortlich sein. Auch wenn die SPD nur sehr zögerlich wieder ein bisschen nach links gerückt ist und mit ihrer stämmigen Troika aus Schröder-Zeiten nicht brechen will, so wird sie nun doch wieder zur Alternative, wenn nicht gleich zur Protestpartei der Piraten übergelaufen wird, die eindeutig "jünger" und auch weniger ideologisch fixiert ist.

Seit langem wird die Linkspartei auch schon personellen Konflikten aus der Bahn gebracht. Der Parteivorstand besteht nur noch aus dem umstrittenen und glücklosen Klaus Ernst, während die ebenfalls ungeschickt agierende Gesine Lötzsch, die den Osten vertrat, schon einmal zurückgetreten ist. Weiterhin ist es notwendig, eine Doppelspitze zu finden, die West und Ost sowie Frau und Mann repräsentiert.

Noch ist der alternde Lafontaine für die Linken eine Hoffnungsgestalt, eine Art Messias, der versprechen kann, die Partei auch im Westen vom Untergang in die Bedeutungslosigkeit bewahren zu können. Aber Lafontaine, der sich schon einmal aus dem Parteivorstand zurückgezogen hat, ist seit kurzem dummerweise mit einer anderen, der wenigen Lichtgestalten der Partei liiert, mit Sahra Wagenknecht, die mit ihrer Schlagfertigkeit und Intelligenz, aber auch weil sie trotz aller Strenge attraktiv aussieht, was die Medien mögen, und ihrer abgeschwächten Radikalität eine gesamtdeutschen Prominenz erreicht hat. Eine Spitze aus Lafontaine (Westen) und Wagenknecht (Osten) ist damit undenkbar geworden, ein Familienunternehmen dürfte als Partei, vor allem auch intern, nicht funktionieren.

Der SZ sagte jetzt Lafontaine nach der großen Schlappe in NRW und Schleswig-Holstein, die den Untergang der Linken einleiten könnten, dass er wieder den Parteivorsitz übernehmen würde, wenn seine Bedingungen akzeptiert werden. Nach der SZ will er aber nicht gegen Dietmar Bartsch, der seine Kandidatur schon angemeldet hat in einer Kampfkandidatur antreten, könne sich aber diesen als seinen Stellvertreter im Parteivorsitz vorstellen.

Ohne Zweifel würde Lafontaine zumindest in den westlichen Bundesländern die Linkspartei stärken. Als Persönlichkeit ist er vor allem auch medial bedeutend stärker, auch wenn beide wohl nicht die jungen Menschen für die alternde Linkspartei anziehen können. In den östlichen Bundesländern ist man aber eher für Bartsch. Zum Problem wird auch werden, dass Lafontaine fordert, dass seine Freundin Wagenknecht zur Vorsitzenden der Bundesfraktion wird und damit Gysi auf den zweiten Platz verdrängen würde.

Auch wenn der Kampf in der Partei zwischen Ost und West tobt, so dürfte klar sein, dass sowohl mit einem Parteivorsitzenden Bartsch als auch mit Lafontaine die Linkspartei in den westlichen Bundesländern keine großen Chancen mehr haben wird. Sie wird nicht als Alternative verstanden. Das ist sie noch in den östlichen Bundesländern. Aber auch hier dürfte sie langfristig wenig Zukunft haben, wenn sie sich nicht endgültig von der ideologischen Vergangenheit löst und neue Themen und - wie die Piraten - neue Verfahren der Partizipation entwickelt.