Klima: Das Ende der Kohle
Die weltweite Kohleförderung geht im dritten Jahr in Folge zurück, ohne dass eine Weltwirtschaftskrise der Anlass wäre
"Das ist das Ende der Kohle-Ära", schreibt die Nachrichtenagentur Bloomberg. Das klingt dramatisch, aber die Zahlen, die der Einschätzung zugrunde liegen, sind beeindruckend: Die Weltkohleförderung ist 2016 im dritten Jahr in Folge gesunken und zwar zuletzt um fast 231 Millionen Tonnen Öläquivalente oder 6,2 Prozent, wie aus dem Annual Review des Ölkonzerns BP hervorgeht, auf den sich die Agentur beruft.
Das war der größte, je registrierte Rückgang in den Aufzeichnungen der globalen Kohleförderung - und das obwohl die Weltwirtschaft derzeit relativ rund läuft. Der Rückgang ist also nicht durch eine Wirtschaftskrise verursacht, sondern Ergebnis von Verdrängung. Die Kohle muss anderen Energieträgern Platz machen.
In China, das bis vor wenigen Jahren einen beispiellos rasanten Anstieg des Kohleverbrauchs erlebte, ist der Verbrauch inzwischen auf den Stand von vor sechs Jahren zurückgefallen. Die Volksrepublik hatte zuvor nach vielen Jahren eher langsamen Wachstums Kohleförderung und -verbrauch zwischen 2002 und 2012 etwas mehr als verdoppelt. 2016 ging die Förderung dort um 7,9 und der Verbrauch um 1,6 Prozent zurück.
In den USA, deren neuer Präsident den arbeitslosen Kohlekumpels eine Wiederbelebung ihrer Industrie versprochen hat, ist der Kohleverbrauch inzwischen auf das Niveau der 1970er Jahre zurückgekehrt. Dort heißt die Alternative bisher vor allem billiges Fracking-Gas, das in seiner Schädlichkeit für die Umwelt der Kohle ähnelt. Berüchtigt sind nicht nur die eingesetzten Chemikalien und die Verschmutzung von Trinkwasser, sondern auch das bei der Förderung freigesetzte Methan, das ein sehr wirksames Treibhausgas ist.
Benjamin Sporton, Chef des Industrieverbandes World Coal Association (WCA), meint zu den Zahlen von BP, es habe zugegebenermaßen einige schwere Jahre für die Kohle gegeben, aber man solle sie noch nicht abschreiben. Sie stelle immer noch 29 Prozent des globalen Primärenergieverbrauchs und liefere 41 Prozent der elektrischen Energie. Sein Verband werde sich daher auch weiter für die Verbreitung von "emissionsarmer Kohletechnologie" einsetzen.
Nach Angaben des Umweltbundesamtes wurden 2012 in deutschen Kraftwerken pro erzeugter Kilowattstunde je nach Brennstoff 0,411 (Gas), 0,902 (Steinkohle) oder 1,161 Kilogramm Kohlendioxid (Braunkohle) freigesetzt. Was Sporton mit "emissionsarm" meint, lässt seine Pressemitteilung offen.
Sollte er damit die Abtrennung und unterirdische Einlagerung von Kohlendioxid meinen, so ist es um diese inzwischen recht still geworden. Es gibt weiterhin kein kommerziell betriebenes Kraftwerk, dass mit einer solchen Technologie wirtschaftlich arbeiten würde.