Klima: Ein neues Rekordjahr
Die globale Erwärmung verlief im ausgehenden Jahr besonders rasant und nähert sich langsam kritischen Schwellen
Die Temperaturdaten für November liegen vor. Nach den Angaben des Goddard Institutes for Space Studies der NASA war der November im globale Mittel 0,95 Grad Celsius wärmer als die November im Durchschnitt der Jahre 1951 bis 1980, die in den USA gewöhnlich als Referenzperiode genommen werden.
Im Vergleich zum Durchschnitt über die November des ganzen letzten Jahrhunderts war er 0,97 Grad zu warm. Die Genauigkeit dieser Angaben liegen für gewöhnlich im Bereich von ein paar Hundertstel Grad, das heißt in die zweite Kommastelle sollte man nichts rein interpretieren.
Damit liegt auch der Mittelwert für das meteorologische Jahr vor, das von Dezember bis November geht. Dieses war 1,02 Grad Celsius wärmer als die besagte Referenzperiode 1951 bis 1980. Das ist ein erneuter Rekord und zwar der dritte in Folge. Auch 2014 und 2015 waren jeweils die bis dahin wärmsten Jahre gewesen.
Dies Häufung ist bisher einmalig. Noch nie zuvor seit 1880, seit dem es halbwegs flächendeckende Klimadaten gibt, hat es drei aufeinander folgende Rekordjahre gegeben. Außerdem ist der Sprung von 0,84 Grad Celsius 2015 auf 1,02 Grad Celsius in diesem Jahr einer der größten bisher beobachteten. Für gewöhnlich liegen die jeweils neuen Rekorde nur wenige Hundertstel Grad über den Vorherigen.
Was heißt das?
In den internationalen Klimaschutzverträgen hat sich die internationale Gemeinschaft – die reale, aus allen Staaten bestehende – darauf geeinigt, gefährliche Änderungen des globalen Klimas verhindern zu wollen. Die große Mehrheit der Staaten hat die Schwelle dafür bei unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau angesetzt. Die Klimaschutzmaßnahmen sollen langfristig darauf abzielen, dass dieser Grad der Erwärmung nicht überschritten wird.
Im Pariser Klimaschutzvertrag, der kürzlich in Kraft trat (siehe zum Beispiel hier, hier und hier), hat man sogar noch eine weitergehende Formulierung gefunden, sodass die verbindliche Schwelle vermutlich in den nächsten Jahren auf 1,5 Grad Celsius abgesenkt werden wird.
Doch was heißt das, und wie weit sind wir davon entfernt? Was genau mit vorindustriellem Niveau gemeint ist, ist bisher nicht verbindlich definiert worden, und aus der Zeit vor der Verbreitung der Dampfmaschine gibt es keine ausreichenden Temperaturmessungen.
Die Wissenschaft muss sich daher auf abgeleiteten Daten wie der Dicke von Baumringen, Isotopen-Einschlüssen im Eis, Ablagerungen am Meeresboden und Seen und ähnlichem verlassen. Wir wissen aus diesen Untersuchungen, dass es um das Jahr 1800, also vor dem Beginn der industriellen Revolution, vermutlich global noch etwas kälter als 100 Jahre später gewesen ist.
Allerdings ist die Genauigkeit der so gewonnenen Angaben ist deutlich geringer als die von direkten Messungen und liegt in der Größenordnung der Differenz zu den Werten um 1900. Somit können die Jahrzehnte um den Beginn des 20. Jahrhunderts vermutlich als grobe Orientierung gelten.
In dieser Zeit, zwischen 1880 und 1909, waren die Meteorologischen Jahre im Durchschnitt 0,25 Grad kühler als in der Referenzperiode (1951 bis 1980). Das heißt, im Vergleich zu den Jahren 1880 bis 1909 war somit das meteorologische Jahr 2016 bereits um 1,27 Grad Celsius wärmer.
Nun muss man, um eine dauerhafte globale Erwärmung zu beurteilen, den Mittelwert über mehrere Jahrzehnte nehmen und nicht nur das zurückliegende Jahr. Aber der Vergleich vermittelt auf jeden Fall ein Gefühl davon, wie nah wir uns schon an dem als gefährlich definierten Bereich befinden.
Zumal die vollständigen Folgen der bisherigen Erwärmung sich erst in vielen Jahrzehnten bis Jahrhunderten bemerkbar machen, wenn die Erwärmung bis in den tiefen Ozean vorgedrungen sein wird und die großen Eisschilde auf Grönland und der Antarktis sich dem neuen Gleichgewicht angepasst haben werden.