Kommt nach dem "Schwarzen Donnerstag" auch der "Schwarze Freitag"?
Die Beruhigung nach dem Crash in der letzten Woche war nur ein Schein und nun drücken immer stärker Rezessionsängste
Die gefährliche heiße Luft vom deutsch-französischen Krisengipfel ist nur ein Inhaltstoff des gefährlichen Cocktails an den Finanzmärkten. Allerdings kamen die "Beschlüsse" und der erneut mit Vehemenz vorgetragene Sparkurs eben zur Unzeit. Denn gerade hatte sich auch gezeigt, dass die Wirtschaft auch in Deutschland und Frankreich wieder stagniert. Also besteht die Gefahr, dass auch der gesamte Euroraum wieder in die Rezession abrutscht.
Schon nach dem Gipfel von Angela Merkel und Nicolas Sarkozy gingen die Börsen in den Keller, aber am Donnerstag gab es keinen leisen Crash mehr wie in der letzten Woche, sondern einen richtig lauten Absturz in Frankfurt. Der Frankfurter Leitindex DAX ist zum Teil um 7% abgestürzt. Er ging schließlich mit einem Minus von 5,8% bei 5.603 Punkten aus dem Handel. Damit verbuchte der Dax größten Tagesverlust seit dem Crash im November 2008.
Und wie damals setzte er sich weltweit fort. An der Wall Street in New York rutschte der Dow-Jones-Index um 3,7% auf 10.990 Punkte ab. Deutlicher fiel der Verlust beim Technologie-orientierten Nasdaq-Index aus, der ein Minus von 5,2% verbuchte. An der asiatischen Leitbörse in Tokio hatte der Nikkei-Index auch 2,5% eingebüßt und erneut stehen auch in Europa die Börsen derzeit wieder deutlich im Minus. Das absturzgefährdete Italien trifft es besonders, denn in Mailand steht der Index mehr als 6% im Minus. Doch auch der DAX verliert bisher mehr als 3% und hat zeitweise sogar die als gefährlich angegebene Marke von 5400 Punkten durchbrochen.
Ein zusätzlicher Grund für den Absturz ist darin zu sehen, dass der wichtige US- Konjunkturindikator – der Philadelphia-Index – im August eingebrochen ist. Hatten die Experten ein schwaches Plus von 2 Punkten erwartet, fiel das Geschäftsklima-Barometer um fast 31 Punkte auf das niedrigste Niveau seit März 2009 in die Tiefe. Damit steigen die Ängste, dass die größte Einzelökonomie bald in die Rezession zurückfällt.
Vermutet wird, dass die völlig unkoordinierte Politik in Europa für den Absturz in Frankfurt mitverantwortlich ist. So hatte Sarkozy angesichts der Turbulenzen in den letzten Wochen im Bund mit Italien, Spanien und Belgien hektisch alle Leerverkäufe temporär verboten. Das ist eigentlich gut und in Deutschland waren ungedeckte Leerverkäufe schon zuvor verboten. Doch weil die Aktion nicht in ganz Europa abgestimmt war, sind offenbar Spekulanten mit gedeckten Leerverkäufen nun nach Frankfurt ausgewichen, wo sie noch erlaubt sind. Bei dem erlaubten "Short Selling" leiht man sich Aktien, verkauft sie sofort, wettet also darauf, dass der Kurs weiter fällt, um sie billiger zurückkaufen und zurückgeben zu können. Da eine Gebühr von etwa 2% des Werts bezahlt werden muss, muss der Absturz schon deutlich sein, um darüber Gewinn machen zu können.
Auch FDP-Chaostruppe hat ihren Anteil an den Turbulenzen. Sie nimmt immer stärker Merkel in den finanzpolitischen Würgegriff. War einer der wenigen konkreten Ergebnisse des Gipfels mit Sarkozy, dass nun endlich eine Finanztransaktionssteuer kommen soll, auf die man sich eigentlich schon im vergangenen Jahr auch in der Koalition geeinigt hatte. Nun wirft Wirtschaftsminister und FDP-Chef Philipp Rösler der Bundeskanzlerin wieder Stöcke zwischen die Beine. Eine Zustimmung der FDP könnte es, - "wenn überhaupt" – nur dann geben, wenn diese Abgabe zur Begrenzung der Spekulation in allen 27 Ländern der Europäischen Union gleichzeitig erhoben werde, sagte Rösler im Interview. "Unsere Zustimmung zu einer Transaktionssteuer gibt es, wenn überhaupt, nur dann, wenn diese in allen 27 EU-Ländern erhoben wird. Die Eurozone darf gegenüber den anderen EU-Partnern nicht benachteiligt werden."
Einen koordinierten Alleingang in der EU will die FDP also auf jeden Fall verhindern, die wohl lieber weitere Steuergeschenke an ihre Klientel wie die Hoteliers vergeben will. Während andere sparen sollen, ist nach Rösler in Deutschland angeblich möglich, Haushaltskonsolidierung mit Steuerentlastungen zu verbinden. Man habe vereinbart, vorhandene Spielräume zu nutzen, um jene zu entlasten, die das Wachstum erarbeitet haben. Dabei handelt es sich um eine der absurden Behauptungen, die "bestürzte Ökonomen" in ihrem Manifest widerlegen. Am Beispiel Frankreichs haben sie aufgezeigt, dass sich mit dieser "steuerliche Konterrevolution" die sozialen Ungleichheiten nur verschärfen, aber das angebliche Ziel verfehlt wird.
Man darf gespannt sein, wie lange es die Europäische Zentralbank (EZB) im derzeitigen Börsenumfeld noch schafft, mit massiven Aufkäufen von Staatsanleihen die beiden Absturzländer Italien und Spanien zu stabilisieren. Die EZB hat auch am Mittwoch wieder massiv am Markt interveniert, weshalb die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen von Italien und Spanien knapp unter der Marke von 5% lagen. Doch schon heute nimmt der Risikoaufschlag für spanische Anleihen wieder Kurs von den 270 Basispunkten (wo er fast eine Woche verharrte) wieder Kurs auf 300 Basispunkte. Ähnlich ist auch die Entwicklung für Italien.