Konzerne sperren Kritiker bei Aktionärsversammlungen aus

Coca Cola und Bayer gehen gegen kritische Anteilseigner vor. Dabei sind ihnen in den USA und Deutschland Verwaltung, Polizei und Security behilflich

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Gleich zwei Großkonzerne versuchen derzeit Kritiker bei Aktionärsversammlungen auszusperren, wie Aktivistengruppen berichten. Die beiden Fälle betreffen das Lebensmittelunternehmen Coca Cola und den Pharmariesen Bayer. Die Kritiker der jeweiligen Konzernpolitik wollen die Aussperrungen jedoch nicht hinnehmen, wie sie in Presseerklärungen darlegen.

Im ersten Fall wollten Vertreter der konzernkritischen der Stiftung ethecon am Mittwoch dieser Wocheeinen Negativpreis an die Vorstände und Großaktionäre von Coca Cola übergeben. Als Anteilseigner des Konzerns stehe ihnen der Eintritt zur Hauptversammlung zu, schreiben sie. Doch das eingesetzte Sicherheitsunternehmen im US-amerikanischen Atlanta und die städtische Polizei versagten ihnen den Zutritt und drohten bei Zuwiderhandlung mit Haft.

"In der 'Coca Cola World' fand die jährliche Hauptversammlung statt. Profite und Dividenden waren die dominierenden Themen. Kritische Fragen zum Preis der Gewinne sind prinzipiell nicht gerne gesehen", heißt es in der Erklärung der Stiftung. Coca Cola habe die Zulassung zur Versammlung daher stark beschnitten: Die Versammlung fand auf dem eigenen Gelände statt, um das Hausrecht nutzen zu können. Zugleich hätten nur ausgewählte Aktionäre teilnehmen dürfen, Kleinaktionäre seien systematisch ausgeschlossen worden.

Auch den Vertretern von ethecon verwehrte der Konzern den Zutritt. "Die Stiftungsmitglieder ließen sich davon nicht abschrecken. "Wir sind trotzdem nach Atlanta gereist, um unseren Protest öffentlich zu zeigen", erklärt Axel Schnura von der Stiftung. Doch die Sicherheitskräfte hätten selbst eine symbolische Übergabe vor dem Versammlungsort nicht zugelassen.

Auch angesichts der Aktionärsversammlung des Pharmakonzerns Bayer droht Ärger. Eine Protestveranstaltung in Bonn am 28. April solle weit entfernt von der Zusammenkunft stattfinden, erklärt die konzernkritische Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG). "Die Versammlungshalle soll weiträumig eingegittert und so eine 'Konzern-Bannmeile' geschaffen werden", beklagen die Aktivisten. Begründet worden sei dies vom Konzern mit einer angeblichen Terrorgefahr, etwa mit Verweis auf den jüngsten Anschlag in der belgischen Hauptstadt Brüssel. "Zugleich bringt BAYER diese Argumentation demagogisch mit angeblich von den Protesten ausgehenden Sicherheitsrisiken in Verbindung", beklagt die CBG.

"Der Konzern kennt unsere Art des Protestierens seit Dutzenden Jahren ganz genau. Eine Bedrohung, wie das Unternehmen sie heraufbeschwört, geht weder von uns noch den Gruppen aus, die am Freitag kommen werden. BAYER instrumentalisiert die Terror-Gefahr in infamer Weise, um Ruhe vor Kritikern zu haben", erklärt Jan Pehrke vom Vorstand der CBG.