Kopenhagen: De Boer versucht, Ruhe zu bewahren
Der "dänische Vorschlag" löst bei Entwicklungsländern und China Sturm der Entrüstung aus
In den letzten 24 Stunden haben die Gruppe der 77 Entwicklungsländer und China so richtig Wind gemacht. G77-Sprecher Lumumba Stanislaus Di-Aping trat gleich zwei Mal vor die Presse, um zu sagen, dass der kursierende "dänische Entwurf" ein eventuelles Scheitern Kopenhagens bedeuten würde. "Dieser Entwurf ist gefährlich", betonte er noch einmal am Mittwochvormittag.
Yvo de Boer, Chef des UN-Klimasekretariates, versuchte kurz danach zu beruhigen: Es seien viele Entwürfe und Vorschläge in Verhandlungskreisen unterwegs. Dennoch gebe es noch nicht einen konkreten Vorschlag, der auf dem Tisch liege. "Ich verstehe, dass die Entwicklungsländer nervös sind", so de Boer. Diese hätten die Befürchtung, dass der "dänische Vorschlag" - der von Dänemark, Großbritannien und den USA ausgehandelt worden ist, zur Verhandlungsgrundlage wird.
Laut Entwurf, will man ein verbindliches neues Rahmenabkommen und damit das Ende von Kyoto beschließen. "Die meisten Verhandlungsparteien wollen eine Fortsetzung des Kyotoprotokolls", so de Boer. "Aber es gibt eben auch einige Industrieländer, die ein neues Abkommen wollen." Den Vorwurf von Di-Aping, dass die Industrieländer vor allem hinsichtlich des "dänischen Entwurfes" intransparent und undemokratisch verhalten hätten, wies de Boer zurück: Alle Länder seien auch in die Vorverhandlungen miteinbezogen worden. Er erwarte, dass die unterschiedlichen Entwürfe und Positionen bald in einem Abschlussdokument zusammenfasst werden. Dieses könnte dann wirklich diskutiert werden.