Korea: Wachsende Spannungen
Nordkorea spielt mit dem Feuer, aber auch andere zeigen wenig Interesse an Deeskalation
Das nordkoreanische Militär hat erneut Raketen getestet und Richtung Japan abgefeuert. Alle Geschosse flogen etwa 1000 Kilometer weit und gingen im Japanischen Meer nieder. Drei erreichten dabei die japanische, ausschließliche Wirtschaftszone, also einen 200 Seemeilen tiefen Streifen vor dessen Küste. (Hier gibt es eine Karte mit den ungefähren Flugbahnen.)
Die japanische Regierung sieht eine "klare Verletzung der Resolutionen des UN-Sicherheitsrates" und spricht von "einer extrem gefährlichen Aktion". Die US-Regierung lässt wissen, dass sie bisher keine Anzeichen sieht, das es es sich um Interkontinentalraketen gehandelt haben könnte.
Letzte Woche hatten Südkorea und die USA ein gemeinsames alljährliches Manöver begonnen. Die Regierung Nordkoreas in Pjöngjang hatte dagegen scharf protestiert. Auch in Südkoreas Hauptstadt Seoul hatte es Proteste gegeben. Die chinesische KP-Zeitung Global Times hatte Seoul und Washington vorgeworfen, mit dem Manöver die Spannungen in der Region zu verstärken.
In diesem Zusammenhang kritisierte das Blatt auch erneut die geplante Stationierung des Raketenabwehrsystems THAAD in Südkorea, die in der dortigen Öffentlichkeit umstritten ist (China warnt vor Installation des THAAD-Raketenabwehrsystems in Südkorea). Die chinesische Führung befürchtet offensichtlich, dass das vorgeblich nur gegen nordkoreanische Raketen gerichtete System genauso gut chinesische Raketen abschießen könnte. Das würde Chinas Fähigkeit vermindern im Falle eines Konfliktes Interkontinentalraketen einzusetzen.
Womit die Kritik aus Beijing nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Man muss kein Freund des atomaren Rüstungswahnsinns sein, um zu erkennen, dass ein derartiges Abwehrsystem in Chinas Nachbarschaft destabilisierend wirkt, weil es den USA im Falle eines Konflikts einen zusätzlichen Vorteil gegenüber der Volksrepublik verschafft.
Derweil berichtet die konservative südkoreanische Zeitung Korea Times von Überlegungen in der neuen US-Regierung. Demnach würde unter anderem ein Angriff auf den Norden oder die Stationierung taktischer Atomwaffen in Südkorea erwogen.