Meeresspiegel: Grönlandeis schrumpft schneller
In den letzten 20 Jahren hat Grönland 1,2 Zentimeter zum Meeresspiegelanstieg beigetragen. Tendenz: Zunehmend
Die Auswertung von Satellitendaten ergibt ein anhaltendes Abschmelzen des grönländischen Eisschildes, berichtet das von verschiedenen dänischen Forschungsinstituten wie etwa dem dortigen Wetterdienst betriebene Polarportal.
Im Vergleich zum August 2002 hätten weite Regionen an den Außenrändern des Eisschildes erheblich an Höhe verloren, während es im Zentrum ein leichtes Plus gab. Seit Anfang des Jahrtausends habe der Eisverlust bereits 1,2 Zentimeter zum Anstieg des mittleren Meeresspiegels beigetragen.
Insgesamt ist der Meeresspiegel in diesem Zeitraum um rund sechs Zentimeter gestiegen. Andere Faktoren, die zu seinem Anstieg beitragen, sind Eisverlust in der Antarktis, Abschmelzen der Gebirgsgletscher und Ausdehnung des Wassers in den Ozeanen aufgrund dessen anhaltender Erwärmung.
Im Sommer 2021 hatte es auf dem höchsten Punkt des Eisschildes, in 3.216 Metern Höhe über dem Meeresspiegel, erstmals geregnet. Seit 2008 wird auf dem höchsten Punkt Grönlands eine Forschungsstation betrieben.
Für gewöhnlich fallen dort oben auch im Sommer die Niederschläge als Schnee. Der Regen ist nicht nur ein alarmierendes Zeichen, sondern führt auch zu weiterem Abtauen, da das Wasser abfließt und die Oberfläche erodiert oder aber einsickert und das Eis destabilisiert sowie ihm Wärmeenergie zuführt.
Auf der Kuppel des grönländischen Schilds ist in den letzten 2000 Jahren nur neun Mal Eis geschmolzen wie im letzten Jahr, während es dort regnete. Das haben Analysen von Eisbohrkernen ergeben, über die Wissenschaftsmagazin Spektrum Anfang Januar 2022 schrieb. Drei dieser Ereignisse lagen in den letzten zehn Jahren.
Tauen und Abbrechen der Gletscherzungen wird nicht mehr kompensiert
Inzwischen kann das Tauen und das Abbrechen an den ins Meere reichenden Gletscherzungen nicht mehr kompensiert werden. Der Verlust überwiegt die jährliche, vor allem im Winter erfolgende Neueisbildung durch Schnee, der in höheren Lagen gewöhnlich ganzjährig liegen bleibt und im Laufe der Jahre unter seinem Eigengewicht zu Eis zusammen gepresst wird.
Schon im 25. Jahr in Folge war 2021 – genauer: in der Saison 2020/21 – die Massenbilanz des Grönlandeises negativ, schreiben die dänischen Wissenschaftler des Polarportals in ihrem Jahresbericht 2021 für die Nordpolarregion.
166 Milliarden Tonnen habe das Eisschild von September 2020 bis August 2021 verloren. Insgesamt sei das grönländische Eis seit 1986 um 5.500 Milliarden Tonnen geschrumpft, das entspräche einem Beitrag zum Anstieg des mittleren globalen Meeresspiegels um 1,5 Zentimeter.
Wie oben erwähnt, beträgt dieser Anstieg seit dem Anfang des Jahrtausends allein schon 1,2 Zentimeter. Der Eisverlust und damit der Meeresspielanstieg beschleunigt sich also.
Übrigens: Der mittlere lokale Meeresspiegel ist unter anderem auch von Strömungen, Veränderungen in der Erdrotation aufgrund der Massenverschiebungen, dem Einfluss der polaren Eismassen auf das Schwerefeld der Erde und tektonischen Bewegungen abhängig. Daher ist hier immer – wenn nicht ausdrücklich anders erwähnt – das globale Mittel gemeint, wenn vom Meeresspiegelanstieg die Rede ist.