Mehr Bahn, mehr ÖPNV

Bahn und Bus wurden 2016 soviel genutzt wie nie zuvor. Flugzeuge auch

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Die Fahrgastzahlen der öffentlichen Verkehrsträger nehmen weiter zu, wie das Bundesamt für Statistik meldet. Demnach wurde 2016 der öffentliche Personenverkehr stärker als je zuvor genutzt. Im öffentlichen Personenverkehr (ÖPNV) gab es das größte Plus. Dort stiegen bei S- und Eisenbahn die Fahrgastzahlen um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, bei Straßen-, Stadt- und U-Bahnen um 2,4 Prozent und bei den Nahverkehrsbussen um 0,9 Prozent.

Insgesamt wurden im ÖPNV 11,25 Milliarden Fahrten registriert. Telepolis hatte über diesen Wachstumstrend bereits 2009 geschrieben. Offensichtlich handelt es sich um eine langanhaltende Entwicklung. Die Bundesstatistiker haben seitdem in den meisten Jahren von jeweils neuen Rekorden berichtet, zum Beispiel 2015 oder auch 2013, nach dem im Vorjahr erstmals bei den ÖPNV-Fahrgastzahlen die 11-MIlliarden-Grenze überschritten wurde.

Auch im Fernverkehr mit der Eisenbahn geht es aufwärts, obwohl der Trend hier weniger geradlinig zu sein scheint: 2016 stieg hier die Zahl der Fahrten gegenüber dem Vorjahr um 5,3 Prozent auf 138 Millionen. 2014 waren es 129 Millionen, 2012 jedoch 134 Millionen Fahrten.

Offensichtlich hat die Bahn die Konkurrenz der Linien-Fernbusse nicht zu fürchten. Auch dort legten die Fahrgastzahlen nach Angaben der Statistiker 2016 um knapp fünf Prozent zu. Rund 24 Millionen Fahrten wurden registriert. Da sowohl die Bahn als auch die Fernbusse mehr nachgefragt wurden, lässt sich schließen, dass die Busse Menschen ansprechen, für die die Bahn aus welchen Gründen auch immer keine Option ist.

Da sowohl ÖPNV als auch Bahn und Fernbusse im Vergleich zum individualisierten PKW-Verkehr energiesparender sind, weniger Lärm in den Städten verursachen, weniger Platz wegnehmen und Landschaft zerstören, weniger Feinstaub erzeugen und Kohlendioxid emittieren und auch sonst Ressourcen wie Rohstoffe und die für die Herstellung der Fahrzeuge benötigte Arbeitszeit besser schonen, ist das eine rundum erfreuliche Entwicklung.

Elektrifizierung

Es fragt sich daher, weshalb bei der Elektromobilität immer nur an das Auto gedacht wird. Dabei könnte diese doch viel sinnvoller eingesetzt werden, um zum Beispiel den ÖPNV zu verbessern. Elektrobusse sind leiser und benötigen keinen feinstaubträchtigen Diesel. Es gibt zwar bereits einige Projekte in Deutschland, zum Beispiel in Berlin, doch die arbeiten noch lange nicht einwandfrei und nutzen zudem Batterien.

Eine Alternative könnten die in den 1920ern in Berlin entwickelten Oberleitungsbusse werden. Im brandenburgischen Eberswalde fahren sie noch und in der Bundeshauptstadt wird derzeit über eine Wiedereinführung nach vier Jahrzehnten Abstinenz nachgedacht.

Auch im Schienenverkehr der Bahn könnte noch manches für die Elektromobilität getan werden. Nach Angaben der Organisation "Allianz pro Schiene“ verfügen hierzulande nur rund 60 Prozent der Bahnstrecken über Oberleitungen, was im internationalen Vergleich nur Mittelmaß sei. Andere Länder seien da weiter. In Schweden und den Niederlanden seien es 76 Prozent und in der Schweiz sogar 100 Prozent.

Während unsere europäischen Nachbarn ihre Netze für einen umweltschonenden Schienenverkehr hochrüsten, berauschen wir uns in Deutschland daran, unsere Autobahnen mit Oberleitungen auszustatten.
Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene

Auf Anfrage der Allianz hätten sich Verkehrspolitiker aller Parteien für größere Anstrengungen bei der Bahnelektrifizierung ausgesprochen. Die Organisation fordert, die Ausstattung mit Oberleitungen auf 70 Prozent der Strecken anzuheben.

Luftverkehr

Derweil ist aus der Sicht der Umwelt an den jüngsten, oben verlinkten Zahlen der Statistiker weniger erfreulich, dass auch im Luftverkehr das Fahrgastaufkommen weiter wächst. Flugzeuge verbrauchen relativ zur Verkehrsleistung nicht nur besonders viel Energie, was mit besonders viel Kohlendioxid zu übersetzen ist. Mit ihren Kondensstreifen produzieren sie auch durchsichtige Wolken, die ähnlich wie die Treibhausgase wirken: Sie lassen das Sonnenlicht durch, schirmen aber die vom Erdboden und den unteren Luftschichten ausgehende Wärmestrahlung ab.

Der Effekt ist natürlich zeitlich und lokal begrenzt, summiert sich aber auf. Im Gegensatz zum Kohlendioxid, das, einmal emittiert, zu rund 50 Prozent über viele Jahrhundert verweilt, haben die Kondensstreifen aber den Vorteil, dass sich die aus ihnen entstehenden Schleierwolken spätestens nach wenigen Tagen und meist viel früher auflösen. Eine Minderung des Flugzeugverkehrs würde also sofortige Wirkung erzeugen, während die erhöhte Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre auch noch in 500 Jahren spürbar sein wird.