Portugal will junge Menschen aus der Emigration zurückholen
Mehr als 100.000 junge Menschen hatten in der Krise das Land verlassen und sollen nun den Aufschwung stärken
Die portugiesische Linksregierung und der Unternehmerverband AEP sind sich einig und mit vereinten Kräften soll nun daran gearbeitet werden, junge Menschen ins Land zurück zu holen. Sie wurden aus Perspektivlosigkeit in acht Krisenjahren in Scharen aus dem Land getrieben wurden, was einen enormen "BrainDrain" mit sich gebracht hatte. Doch sie werden gebraucht, da Portugal nach der Aufgabe der Austeritätspolitik einen nachhaltigen Aufschwung erlebt. Das Land ist damit sehr erfolgreich, die Arbeitslosigkeit sinkt und ist nun mit 9% sogar unter dem Durchschnitt im Euroraum.
Das hat auch damit zu tun, dass verstärkt ausländische Firmen im Land investieren, die gut ausgebildete Fachkräfte suchen. Allein im vergangenen Jahr flossen fast eine Milliarde Euro an Auslandsinvestitionen ins ehemalige kleine Krisenland, stellte "La Voz de Galicia" gerade fest. Denn hinter der Grenze in Spanien, wo die Austeritätspolitik fortgesetzt wird und die Arbeitslosigkeit noch über 17% liegt, schaut man immer neidischer über die Grenze, wohin auch immer mehr Firmen aus Spanien abwandern, weil die Strukturen beim Nachbarn besser sind. Die Zeitung vermisst deshalb auch ähnliche Initiativen in Spanien, um die gut gebildete Jugend zurückzuholen.
"Es ist eine Verschwendung, diese Talente und Kapazitäten mit ihren vielen Erfahrungen nicht zu nutzen", hat der AEP-Präsident zu dem Vorstoß erklärt. Er stößt auf breite Unterstützung in der sozialistischen Regierung, die von zwei linksradikalen Parteien gestützt wird. Die Regierung schließt sich der AEP-Initiative "Empreender 2020" an, um die gut ausgebildeten jungen Menschen zu umwerben. Mehr als 100.000 junge Menschen zwischen 16 und 35 Jahren hatten wegen Austeritätspolitik, steigender Arbeitslosigkeit und Lohnkürzungen ihrer Heimat den Rücken zugekehrt. Damit blieb Portugal auf den Kosten für die Ausbildung sitzen, die Früchte wurden woanders geerntet, während das Land zu vergreisen drohte.
Auch das will die sozialistische Regierung ändern. Sie hat das Land aus der Depression herausgeführt und es für junge Menschen wieder attraktiv gemacht. Das war die Voraussetzung für das Programm. Und die jungen Auswanderer sollen nun die in der Emigration gesammelten Erfahrungen, Kontakte und Sprachkenntnisse zurückfließen lassen, damit sie in der Heimat Früchte tragen. Gehofft wird darauf, 30.000 bis 40.000 junge Menschen anlocken zu können. Mit angepassten Modellen sollen Fachkräfte für Unternehmen und junge Unternehmer angesprochen werden, die Hilfe von der Regierung und dem AEP erhalten sollen.
Dafür arbeitet die AEP-Stiftung nun eng mit dem Ministerium für auswärtige Angelegenheiten, dem Hochkommissariat für Migration und der Agentur für externe Investition und Handel zusammen. Eine entsprechende Vorgehensweise wurde vom Außenministerium erarbeitet. Das Ziel ist auch, "jungen Unternehmern zu helfen, eine Finanzierung und Märkte zu finden, um ihre Ideen zu verwirklichen", erklärte Außenminister Augusto Santos Silva. Zunächst soll nun das Programm über die Botschaften und Konsulate verbreitet werden, um konkrete Rückkehrchancen aufzuzeigen.
Die AEP-Stiftung habe schon jetzt 1150 gut ausgebildete junge Menschen ausgemacht. Mit dem gemeinsamen Vorgehen zwischen Regierung und verschiedenen Institutionen werde es möglich, "weit darüber hinaus zu gehen", erklärte Santos. Über EU-Fonds könne das Programm mit einer Förderung von 500 Millionen Euro rechnen.