Schauen, was früher war
Bei Augmented Reality denken wir an die Zukunft. Muss gar nicht sein. Das zeigt eine Mobile App in London.
Mitten in der Stadt reißen wir unser iPhone oder ein Samsung oder sonst noch etwas, das telefonieren und Daten empfangen kann, hoch. Dann atmen wir vorsichtig ein und aus, schwenken das Display des Smartphones vor unseren Gesichtern herum und stellen fest: Augmented Reality geht auch anders. Das Bild vor unseren Augen füllt sich nicht einfach mit Daten und mit Hinweisen für den nächsten billigen Hamburger. Nein, es lässt uns in die Vergangenheit wandern.
So meint es zumindest dieser Mensch von CNN zu sehen, wenn er eine Mobile App aus dem Museum holt und damit in London herum läuft. Dort sind nämlich via GEO-Tagging Bilder aus dem London des vergangenen Jahrhunderts so aufbereitet, dass sie die Szenerie passgenau überblenden und uns zeigen sollen, wie es zum Beispiel in Soho vor hundert Jahren ausgesehen hat.
Eine schöne Idee. Natürlich leider mit Standbildern. Aber ausbaufähig, wenn man jetzt an Google Glass und neue Devices denkt, die in den kommenden Monaten (doch, doch, die kommen schon noch) den Markt überschwemmen werden. Es wäre doch nett, wenn so eine App gleich das Bild in das Bild vor unseren Augen einblenden würde. Oder noch besser: das Videobild. Denn so muss es dann doch wohl weiter gehen, wenn wir mittels Augmented Reality den großen Überblender bekommen und nun wie in einer anderen Zeit spazieren gehen können.
Radikal zu Ende gedacht spielt uns die Brille der Zukunft dann einen Mix aus dem Echtzeitbild und einer Konserve des gleichen Weges vor wahlweise zwei oder drei Tagen vor. Weil eben leider heute keine Sonne scheint, und weil das gar nicht schön ist, wenn man schon einmal Zeit für einen Spaziergang in London hat. Man muss ja als Tourist nicht immer die Echtzeit vor Ort sehen, darum geht es doch bei einer Ferienreise gar nicht.
Aber halt, diese Mobile App gibt es ja gar nicht. So wie diese scheinbar sehr sinnvolle Applikation, die uns aus schlimmen Situationen retten soll. Einfach das Handy auf eine sehr typische Art hin und her schwenken und schon geht ein Fake Call los, der uns mit einem DU ECHT SORRY schnell verschwinden lässt.
Aber dummerweise kam nun heraus, dass es diese App, so schön das wäre, eigentlich (noch) gar nicht gibt. So wie einen Überblender in London.
Warten wir ab, wann morgen das Heute schon gestern sein wird. Dann stehen wir im Simultansonnenschein von London und tun so, als würden wir Telefonanrufe bekommen, nur weil die Liebste mal wieder das Thema Heirat anspricht. Und das im Urlaub.