Seligsprechung ohne Papst

Mafiaopfer Pino Puglisi darf nun lokal verehrt werden

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Am Wochenende sprach die Katholische Kirche den 1993 ermordeten Anti-Mafia-Priester Pino Puglisi selig. Seine Heiligkeit Papst Franziskus nahm an der Zeremonie selbst jedoch gar nicht teil, sondern lediglich am nachfolgenden Angelus-Gebet. In den deutschen Medien wurde die Angelegenheit nur Rande wahrgenommen, gilt hierzulande doch die Verurteilung der Mafia als Konsens. Tatsächlich jedoch ist die Distanzierung des Vatikans zu Cosa Nostra und ’Ndrangheta keine Selbstverständlichkeit.

Vatikan und Mafia verbindet neben dem ultrakonservativen Wertekanon die Ablehnung des weltlichen italienischen Staats, der dem Vatikan seit den Italienischen Unabhängigkeitskriegen von 1870 ein Dorn im Auge war. In Italien hatte sich die Katholische Kirche mit der Mafia arrangiert und Kritik an den Dons lange vermieden. Sizilianische Mafia-Killer pflegen sich vor ihren Morden mitunter zu bekreuzigen und ihre Sünden zu beichten, Geistliche spenden hohen Mafiosi Segen. Die Verstrickungen der Vatikanbank in Geldwäsche des organisierten Verbrechens in den 1980er Jahren sind legendär, wurden jedoch stets heruntergespielt.

Erstmals 1993, nach der Ermordung von Puglisi, verurteilte Johannes Paul II. die Mafia als Ausgeburt des Teufels, rief die Mafiosi zur Bekehrung auf und drohte mit einem Gottesurteil. Auch Benedikt XVI. positionierte sich 2010 in Palermo vor Tausenden von Jugendlichen und sprach von der "Straße des Todes". Der aktuellen Heilige Vater rief zum Gebet auf, dass der Herr die Herzen dieser Personen zu Gott bekehre. Die Seligsprechung des Seelsorgers glückte auch ohne Anwesenheit seiner Heiligkeit, der emeritierte Kardinal Palermos Salvatore De Giorgi konnte insoweit aushelfen.