Statt Sparen - Geld verbrennen?

Lohnen sich Riester-Rente oder Lebensversicherungen?

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Staaten fördern durchaus die private Vorsorge, das Sparen für die Zukunft, in Deutschland etwa mit der Riester-Rente in verschiedenen Formen, in Österreich mit der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge. Daneben gibt es Lebensversicherungen, sowohl in der klassischen Form, wie auch per Fond (fondsgebunden).

Weit verbreitet bei den Verbrauchern ist der Gedanke - da das ja alle oder zumindest viele so machen -, dass diese Versicherungen eine grundvernünftige Sache sind, sonst gäbe es sie ja nicht, schon gar nicht in der staatlich ko-finanzierten Form. Da wird schon der Staat, der mit Steuergeld zuschießt, ein Auge darauf haben, dass diese "Vorsorgen" vernünftig und solide sind.

Riester lohnt sich nicht

"Riester-Rente gutes Geschäft für Anbieter" meint die Welt. "Riestern lohnt sich nicht", schreibt die Frankfurter Rundschau ebenso am 24. 11. 2011, während die renommierte Warentestzeitschrift test noch am 15. 11. 2011 schwärmte: "Riester-Verträge sind durch staatliche Zulagen, Steuervorteile und Garantien als Altersvorsorgeprodukt Spitze." Sie korrigierten dies jedoch acht Tage später ein bisschen: "Kunden von Rentenversicherern müssen lange leben, damit sich ihre Altersvorsorge rentiert." Nun gut.

Zugrunde liegt dem eine Presseaussendung des DIW: "DIW fordert grundlegende Reform der Riester-Rente: "Rendite oft so schlecht wie beim Sparstrumpf." Die zugrundeliegende Studie von Kornelia Hagen und Axel Kleinlein findet sich im DIW-Wochenbericht 47/2011.

Der Staat und jene Unternehmen, die die geförderten Verträge verkaufen, haben die Vielfalt der Vertragsformen immer schon für problemlos gehalten, aber unübersichtlich ist es. Außerdem man muss alt werden, damit sich die erhaltenen Rentenbeträge mit dem ausgleichen, was man jahrzehntelang mit staatlichem bzw. Steuerzahler-Solidarzuschuss bezahlt hat - selbst, wenn man die Verzinsung für das einbezahlte Geld nicht berücksichtigt.

Geld verdienen - mit der Gutgläubigkeit

Die Unternehmen wollen Geld verdienen und offenbar tun sie das auch. Fragt sich, ob es nicht in vielen Fällen vernünftiger ist, den monatlichen Geldbetrag selbst auf einem Sparbuch anzulegen. Denn vorzeitig den über viele Jahre laufenden Vertrag zu kündigen, ist eine teure Angelegenheit, nicht nur, da man im Regelfall die Steuergeld-Zuschüsse zurückzahlen muss. Wenn man selbst seinen Sparplan macht, hat man diesen strikten Bezahlzwang nicht, das wäre zumindest ein Vorteil. Werfen wir zuvor noch einen Blick nach Österreich.

Die Wochenzeitschrift "news" hat in ihrem Heft 45/2011 (nicht online) einen kleinen Vergleich von österreichischen Vorsorgeprodukten angestellt. Ausgangspunkt war dabei, ähnlich wie in Deutschland, ein 30-jähriger Mann, der über 35 Jahre monatlich jeweils 100 Euro an die Versicherung bezahlt, insgesamt also 42.000 Euro.

Ergebnisse muß man sich dabei immer ohne allfällige Gewinnbeteiligungen ansehen, denn nur so ist es ja auch bei schlechten wirtschaftlichen Entwicklungen garantiert, Gewinnbeteilungen sind immer etwas Glücksspielartiges. Das Ergebnis sieht so aus: Bei der besten klassischen Lebensversicherung gibt es eine Ablaufleistung von 49.700 Euro (gerundet). Bei der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge, hier gibt es also den Steuerzahler-Solidarzuschuss, überraschenderweise 45.700 Euro (gerundet, bzw. eine monatliche Rente von 210 Euro). Bei der besten fondsgebundenen Lebensversicherung sind es (bei null Performance) 36.300 Euro.

Enttäuschend

Das alles ist sehr enttäuschend, das kann man jetzt nach diesen Ergebnissen schon sagen, bei der dritten Variante gar ein Verlust. Nun schauen wir uns alternativ dazu einen anderen 30-jährigen Mann an, der über 35 Jahre 100 Euro monatlich auf ein Sparbuch einzahlt, das er jeweils für ein Jahr bindet. Auch in den sehr mickrigen letzten Jahren waren mit solchen gebundenen Sparbüchern 2 Prozent Zinsen jährlich zu erzielen.

Das Ergebnis zeigt ganz gut, wo das Geld bleibt. 55.155 Euro bekommt unser Sparbuchsparer heraus, und da ist die 25-prozentige Kapitalertragssteuer von 4.385 Euro schon abgezogen. Also deutlich mehr, als wenn er das Geld bei einer Versicherung angelegt hätte.

Was heißt das eigentlich? Lebensversicherungen und mit Steuergeld geförderte Vorsorgeformen sind eigentlich aus Verbrauchersicht Geldverbrennungsmaschinen. Für die Unternehmen natürlich eine tolle Angelegenheit.

Genau das hat beim vorhin erwähnten Vergleich der Zeitschrift "news" gefehlt, und das fehlt auch sonst fast immer. Trauen sich die Medien bei Geldsachen nicht ein bisschen selbst eingebrachte Alternativen zu? Wenn ein Journalist schon nicht selbst rechnen kann, im Web gäbe es genügend Zinsenrechner. Und, an sich müssten ja die Versicherungen - nähmen sie ihre vor- und nebenvertraglichen Aufklärungs- und Informationspflichten ernst - dem Verbraucher sagen: Wenn Sie statt bei uns auf ein gebundenes Sparbuch einzahlen, bekommen sie nach 35 Jahren weit mehr heraus, und das ohne zusätzliches Steuerzahlergeld - stimmt's?