Südkorea: Skepsis gegenüber China
Meinungsumfrage zeigt fast vollständig fehlende Unterstützung für chinesische Position im Streit mit den USA
Chinas Aufstieg sorgt bei seinen Nachbarn offensichtlich für Nervosität, auch bei jenen, die keine Grenzstreitigkeiten mit der Volksrepublik haben. (In Ost- und Südasien sind zahlreiche Grenzverläufe umstritten, nicht nur zwischen China und seinen Nachbarn, sondern auch zwischen anderen Ländern.)
Jüngstes Beispiel ist dafür eine in Südkorea durchgeführte Meinungsumfrage, über die in Hongkong erscheinende South China Morning Post berichtet.
Demnach würde sich eine sehr deutliche Mehrheit der südkoreanischen Bevölkerung im Streit zwischen den USA und China auf die Seite Washingtons schlagen.
Gefragt, welche Seite sie im Konflikt zwischen den beiden Großmächten unterstützen, gaben 68 Prozent der Befragten an, dass sie die Position der USA unterstützen und nur vier Prozent, dass sie aufseiten Chinas stehen.
Allerdings erwartet etwas mehr als die Hälfte der Befragten, dass China zur dominierenden Regionalmacht in Ostasien aufsteigen wird. Die Befragung wurde im Dezember durchgeführt.
China ist der wichtigste Außenhandelspartner Südkoreas und viele junge Südkoreaner haben vor der Pandemie in der Volksrepublik studiert.
Andererseits haben die USA im Süden des seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs geteilten Landes noch immer knapp 30.000 Soldatinnen und Soldaten stationiert – und rund 50.000 weitere im benachbarten Japan, größtenteils auf dem China vorgelagerten Okinawa südlich der koreanischen Halbinsel.
Die südkoreanische Gesellschaft ist tief gespalten. Die konservative Rechte steht ganz in der Tradition der Militärdiktatur, die das Land bis Ende der 1980er Jahre im Griff hatte und schließlich durch Arbeiterstreiks und Studenten-Unruhen gestürzt wurde.
Bisher galten vor allem die Konservativen als bedingungslose Unterstützer der US-Präsenz, während die Liberalen und vor allem die Linken ein eher distanziertes Verhältnis zu den USA hatten.
Seit dem von Massenprotesten erzwungenen Rücktritt der äußerst rechten Präsidentin Park Guen-hye Anfang 2017 sind die Konservativen auf dem Rückzug und der regierende liberale Präsident und ehemaliger Menschenrechtsaktivist Moon Jae-in verfolgt eine von Washington etwas unabhängigere Linie.
Seine Demokratische Partei erzielte bei den Parlamentswahlen 2020 einen historischen Erfolg und kontrolliert dort seit dem die Mehrheit. Am 9. März wird sein Nachfolger gewählt. Moon darf nicht wieder antreten, da die Verfassung keine Wiederwahl zulässt.