Taser sollen fliegen lernen
Britische Polizei meldete erste Festnahme aufgrund des Einsatzes einer Drohne, die unbemannten Flugzeuge sollen mit "nichttödlichen Waffen" ausgestattet werden
Die Polizei in Liverpool meldete letzte Woche die erste Festnahme in Großbritannien mithilfe einer Drohne. Gleichzeitig berichtete Wired über Pläne, die Flugroboter mit sogenannten "nichttödlichen Waffen" zu bestücken.
Ein mit einer Thermokamera ausgerüstetes "Unmanned Air Vehicle" (UAV) hatte letzte Woche einen 16-Jährigen ausfindig gemacht, der eines Autodiebstahls verdächtigt wird. Der Quadrokopter hatte ihn durch seine Körperwärme im Nebel "zielgenau" an einem Kanal liegend lokalisiert und in 100 Meter Höhe bis zum Eintreffen von Beamten "patrouilliert". Die Bilder wurden in eine Leitstelle übertragen. Ein 20-Jähriger, der zunächst unerkannt fliehen konnte, wurde ebenfalls verhaftet.
Das Gerät wird seit mindestens 2007 von der Merseyside Police für "Rettungsmissionen" und Operationen gegen "antisoziales Verhalten" eingesetzt. Die Abteilung in Liverpool ist für ihre technische Pionierarbeit bekannt. "We are very pleased.", freut sich Chief Inspector Nick Gunatilleke von der "Anti-social Behaviour Taskforce" über den Erfolg und droht weitere Einsätze an, etwa im Verbund mit Helikoptern oder Hundepatrouillen.
Im Januar hatte der Guardian berichtet, dass Drohnen der Firma BAE Systems spätestens bis zu den Olympischen Spielen 2012 in London einsatzbereit sein sollen. Die Drohnen sind größer als jene der Merseyside Police und werden bislang nur vom Militär eingesetzt, sie können bis zu 15 Stunden in der Luft bleiben. Laut Guardian könnten die Drohnen auch zur Verkehrsüberwachung, gegen Umweltdelikte oder für das Ordnungsamt auf den Weg geschickt werden.
Die Zivile Luftfahrtbehörde (CAA) wurde bereits informiert, um zügig erforderliche Genehmigungen zu erhalten. Die Behörde steht den Geräten skeptisch gegenüber, da die Sicherheit im Luftraum wegen mangelnder Ausweichfähigkeit ("Sense and Avoid") nicht gewährleistet sei. Zahlreiche nationale wie EU-weite Forschungsprojekte ( Fliegende Kameras für Europas Polizeien) entwickeln Plattformen, mittels derer die UAV nicht nur autonom fliegen, sondern darüber hinaus in Schwärmen unterwegs sind und Hindernisse umfliegen können.
Astrium und EADS Defence & Security meldeten, ein von ihnen geführtes Konsortium sei für eine sechsmonatige Machbarkeitsstudie ausgewählt worden, um Satellitenkommunikation für den sicheren Flug von UAVs im zivilen Luftraum zu ermöglichen. Die Forschungsgelder werden von der Europäischen Verteidigungsagentur vergeben. Zum Konsortium aus elf Partnern gehört auch die deutsche Firma IABG aus Ottobrunn.
Nach den von Wired dokumentierten Plänen sollen UAVs mit vermeintlich "nicht tödlichen Waffen" zur Handhabung von Menschenmassen und abweichendem Verhalten im urbanen Raum ausgerüstet werden. Eingesetzt würden hierfür sowohl kleine Quadrokopter der Firma AirRobot wie auch bislang die eher militärisch genutzten Pendants von BAE Systems. Die Flug-Roboter könnten demnach etwa mit "Sound-Kanonen" ("Long Range Acoustic Device") ausgerüstet werden, die "Gesetzesbrecher" entweder drohen oder sie vertreiben könnten. LRAD wurden bereits am Camcopter der österreichischen Firma Schiebel getestet. Denkbar wäre auch eine Bestückung mit Stroboskop-Leuchten, ähnliche Anwendungen seien bereits vom Militär getestet.
Der französische Hersteller Tecknisolar Seni rüstet Drohnen angeblich mit Flash-Ball-Pistolen aus, die auch Tränengas verschießen können. Ihr Einsatz ist umstritten, da die Schüsse letztlich von Robotern abgegeben werden. Auch die Ausrüstung mit Taser-Elektroschockwaffen wird beforscht. SMP Technologies, Vertreiber von Tasern in Frankreich, will die Geräte an seine iDrones montieren. SMP hatte bereits 2007 behauptet, die Entwicklung von Drohnen mit Tasern voranzutreiben.