USA geben Klima-Vertrag auf

Führende Vertreter der US-Regierung erklären, dass es in Kopenhagen keinen Vertrag geben wird

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Die US-Regierung hat sich offensichtlich von dem Ziel verabschiedet, nächsten Monat in Kopenhagen einen tragfähigen internationalen Klimaschutzvertrag zu verabschieden. Das geht aus einem Bericht der britischen Zeitung The Guardian hervor. Demnach haben sowohl der Todd Stern, der Chefunterhändler der USA in Klimafragen, als auch John Kerry, der dem Senatsausschuss für Auswärtige Angelegenheit vorsitzt, sich in Washington am Mittwoch pessimistisch über die Aussichten für Kopenhagen geäußert. "Wir müssen ehrlich mit dem Prozess sein und mit der Tatsache umgehen, dass wir in den verbleibenden vier Wochen keine Zeit mehr haben, den Vertragstext zusammen zu schustern," meinte John Kerry.

Stern bemühte sich den Entwicklungsländern den schwarzen Peter zuzuschieben. Es sei nicht hilfreich, wie einige Entwicklungsländer sich auf das Zitieren "dubioser Interpretationen" der Klimarahmenkonvention konzentrieren, um zu beweisen, dass sie keine Verantwortung hätten, meinte Obamas Chefklimadiplomat vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses. Der Hintergrund: In der Klimarahmenkonvention ist von "gemeinsamer aber unterschiedlicher Verantwortung" der Staaten die Rede. Unter den 188 Ländern, die das Kyoto-Protokoll ratifiziert haben, herrscht der Konsens, was darunter zu verstehen ist: Die Industriestaaten haben das Problem erzeugt, also müssen auch sie als erste ihre Emissionen drastisch reduzieren.

Noch heute liegen in den meisten Entwicklungsländern die Pro-Kopf-Emissionen weit hinter denen der Industriestaaten. Selbst in China, das inzwischen die USA knapp als weltgrößter Emittent überholt hat, entfallen auf jeden Einwohner im Jahr nur ein Fünftel der Treibhausgasemissionen, die auf das Konto eines US-Amerikaners gehen oder weniger als die Hälfte dessen, was der durchschnittliche Deutsche zu verantworten hat. Historisch gesehen sind die Verhältnisse noch klarer: Zwischen 1903 und dem Jahr 2000 haben die 258,52 Milliarden Tonnen CO2 emittiert, China hingegen 71,46 Milliarden Tonnen. In Deutschland waren es im gleichen Zeitraum 67,8 Milliarden Tonnen und in Indien 21,87 Milliarden Tonnen, nicht einmal ein Zehntel der US-Emissionen.