USA versus Nordkorea: "Wir sind Bauernopfer"
Demokraten fordern Trump auf, nicht weiter zu eskalieren. Auf Guam ist ein Teil der Bevölkerung wütend, zwischen die Fronten zu geraten
Über 60 demokratische Mitglieder des US-Abgeordnetenhauses haben in einem offenen Brief an den Washingtoner Außenminister Rex Tillerson diesen aufgefordert, mäßigend auf Präsident Donald Trump einzuwirken, berichtet die liberale südkoreanische Zeitung The Hankyoreh in ihrer englischsprachigen Ausgabe. Trumps Erklärungen seien gefährlich, unverantwortlich und ein willkommenes Geschenk für die Regierung in Pjöngjang, die stets bemüht sei, der Bevölkerung die USA als Bedrohung darzustellen.
Die Unterzeichner, fordern dass die Regierung "ihre Übereinstimmung mit den verfassungsmäßigen Normen erklärt, wonach jeder präventive Angriff auf Nordkorea im Parlament debattiert und von diesem autorisiert werden muss", wie die Washingtoner Zeitung The Hill zitiert.
Der Initiator des Briefs, der demokratische Abgeordnete John Conyers sagte bei der Vorstellung des Briefs laut The Hill:
"Als Veteran des Korea Krieges beschämt es mich, dass unser Oberster Befehlshaber sich derart rücksichtslos verhält und damit unsere in Korea stationierten Truppen sowie unsere Verbündeten in der Region gefährdet. (…) Trump muss sofort mit dem Gerede von einem Präventiv-Krieg – der vom Kongress autorisiert werden müsste – aufhören und sich dem diplomatischen Weg widmen, wie es amerikanische Experten und die südkoreanische Regierung fordern."
John Conyers, Demokrat, Mitglied des US-Abgeordnetenhauses
The Hankyoreh berichtet außerdem von einem offenen Brief koreanisch-US-amerikanischer Politiker an Trump, in dem dieser aufgefordert wird, die Lage nicht weiter zu verschlimmern. Der Präsident solle "gefährliche Sprache" vermeiden, die den Konflikt noch weiter eskaliere. Die Unterzeichner erinnern den Präsidenten daran, dass in den USA 1,8 Millionen Menschen mit koreanischen Wurzeln leben und viele von ihnen Wähler seien.
Unterdessen berichtet die linke Plattform Truth Out über die Lage auf der von Nordkorea bedrohten US-amerikanischen Insel Guam. In einem Interview beschreibt Lisa Linda Natividad, Vorsitzende der dortigen Koalition für Frieden und Gerechtigkeit und Mitglied der Kommission für Dekolonisierung, die Stimmung wie folgt:
Die eine Hälfte der Bevölkerung würde die Gefahr verdrängen und auf die Beschwichtigungen des Gouverneurs hören. Die andere Hälfte fühle sich als Bauernopfer und sei sehr wütend darüber, dass der koloniale Status der Insel sie in diese Gefahr bringe. Die Erinnerung an den zweiten Weltkrieg, als um die Insel zwei blutige Schlachten geschlagen wurden und die Bevölkerung drei Jahre unter japanischer Besatzung leben musste, sei sehr präsent.
Guam (Guåhån in der Sprache der Einheimischen) ist eine ehemalige spanische Kolonie im westlichen Pazifik, gut 2.000 Kilometer östlich der Philippinen. Wie diese (sowie Kuba und Puerto Rico) war die Insel im Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898 von den USA erobert worden.
Heute ist die Insel US-Außengebiet. Die gut 160.000 Bewohner gelten als US-Bürger, können aber den Präsidenten nicht wählen. Ihr Abgeordneter im Washingtoner Parlament hat dort kein Stimmrecht. Die Insel ist außerdem ein strategisch wichtiger Marine- und Luftwaffenstützpunkt der USA in unmittelbarer Reichweite Ost- und Südostasiens. Die verschiedenen Stützpunkte nehmen laut Truth Out etwa ein Drittel der Insel ein.