Venezuela: Sozialist Maduro gewinnt nur knapp

Chávez Wunschkandidat setzt sich mit nur einem Punkt Vorsprung durch. Gewalt in der Wahlnacht

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Bei den erneuten Präsidentschaftswahlen in Venezuela hat sich der Kandidat der sozialistischen Regierung nur knapp durchgesetzt. Entgegen übereinstimmender Prognosen, die in Venezuela wieder einmal versagt haben, kam der bisherige Übergangspräsident Nicolás Maduro gerade einmal auf 50,8 Prozent der Stimmen. Sein Herausforderer, der Kandidat des rechtsgerichteten Parteienbündnisses Tisch der demokratischen Einheit ( MUD), Henrique Capriles, erreichte 49,07 Prozent. Die Meinungserhebungen hatten bis zum letzten Moment einen Vorsprung von mindestens zehn Prozent für Maduro erwarten lassen, der von dem am 5. März verstorbenen langjährigen Staatschef Hugo Chávez als sein Wunschnachfolger benannt worden war.

Vor allem für das Regierungslager ist der knappe Wahlsieg ein Schock. Noch am Wahlabend waren Kurznachrichten über Handys verschickt worden, die von einem Vorsprung von 15 Prozentpunkten berichteten. Dass der Abstand zwischen beiden Kandidaten am Ende derart schrumpfte, lag nach ersten Erkenntnissen auch daran, dass die Wahlbeteiligung deutlich niedriger ausfiel als noch bei der letzten Abstimmung mit Hugo Chávez am 7. Oktober vergangenen Jahres. Während die regierenden Sozialisten damit effektiv Stimmen verloren, konnte Capriles seine Anhängerschaft ausweiten.

Angesichts des knappen Ergebnisses blieb die Lage auch am Montag gespannt. Schon im Vorfeld hatten Email-Nachrichten die Runde gemacht, in denen radikale konservative Jugendgruppen zu gewalttätigen Aktionen aufriefen. Das knappe Ergebnis dürfte sie ermutigen. Nach Informationen aus Caracas versammelten in der Nacht zum Montag vereinzelte Gruppen im oppositionell geprägten Osten der Stadt. Sie führten Schilder mit einer stilisierten weißen Faust mit sich, dem Symbol der ehemaligen serbischen Gruppierung Otpor. Alternative Basismedien berichteten über gewaltsame Übergriffe in der Wahlnacht. Dabei sei mindestens ein Journalist bei einem Schusswaffenangriff verletzt worden.

Während Regierungs- und Armeevertreter zur Ruhe aufriefen, weigerte sich der Kandidat Capriles, das Wahlergebnis anzuerkennen. Der MUD-Vertreter forderte die Wahlbehörde CNE auf, alle Stimmen nachzuzählen.