Viele Reprints helfen viel
Erhöht Förderung von Artikeln durch die Pharmaindustrie die Publikationswahrscheinlichkeit?
Einer Studie des British Medical Journal (BMJ) zufolge besteht ein Zusammenhang zwischen Förderung einer Publikation durch die Pharmaindustrie und der Anzahl der verkauften Reprints dieser Publikationen. Diese wiederum stellen eine beträchtliche Einnahmequelle der Verlage und Journale dar und stehen im Ruf, Einfluss auf die Publikationswahrscheinlichkeit einer Artikeleinreichung haben zu können. Die Autoren Adam E. Handel, Sunil V. Patel, Julia Pakpoor, George C. Ebers, Ben Goldacre und Sreeram V. Ramagopalan untersuchten im Artikel "High reprint orders in medical journals and pharmaceutical industry funding: case-control study" das Aufkommen an Reprints medizinischer Journale und kamen zu dem Ergebnis, dass für Artikel, deren Erstellung von der Pharmaindustrie finanziell gefördert wurde, signifikant häufiger Reprints, also Neuauflagen, bestellt wurden.
Für die Autoren der BMJ-Studie ist die Pharmaindustrie zugleich der größte Abnehmer der Reprints, sie bezeichnen diese neben Geschenken und Probepackungen an Medikamenten als gängigstes Werbemittel der Pharmakonzerne für Mediziner. Weiterhin betonen sie, dass die Einnahmen durch Reprints für die Verlage einen möglichen Interessenskonflikt darstellen, da die erwarteten Einkünfte aus dem Wiederverkauf von Artikeln an die (zuvor als Sponsor agierenden) Pharmafirmen zu einem "Publication Bias" führen könnten. Kurzum: Einreichungen, die zusätzliche Einkünfte versprechen, passieren vielleicht eher die Qualitätskontrolle durch Peer Review als solche, für die eine geringe Nachfrage nach Reprints zu erwarten ist.
Schließlich sind im Bereich medizinischer wissenschaftlicher Publikationen durch Nachdrucke hohe Einnahmen zu erzielen, Lancet etwa nahm pro Reprint Order durchschnittlich 287.353 £ ein, und zugleich sind die Herausgeber teils für die Finanzierung der Journals verantwortlich. Zudem werden nach Handel und Co-Autoren durch die Pharmaindustrie geförderte Publikationen überdurchschnittlich oft in Journalen publiziert, die über einen hohen Impact-Factor verfügen.
Weil von den befragten medizinischen Journalfamilien und Journalen Journal of the American Medical Association, New England Journal of Medicine, Annals of Internal Medicine, Lancet und BMJ nur die beiden letztgenannten den Autoren Daten zur Höhe der Reprints-Aufkommen zukommen ließen, leidet die Studie zwar unter einer geringen Aussagekraft - allerdings verhindert die Informationsverhaltung der restlichen Verlage eine Entkräftung der Annahme, es bestünde ein Zusammenhang zwischen der Anzahl der Reprints einzelner Artikel und deren Förderung durch die Pharmaindustrie oder gar eine Entkräftung der Unterstellung, eine Förderung der beschriebenen Art erhöhe die Wahrscheinlichkeit der Annahme einzelner Einreichungen zur Publikation.