Von der Ruine zum Schnäppchenobjekt für Bastler
HartzIV soll einen neuen Namen erhalten, wenn es nach der Bundesarbeitsministerin geht. Aber das geht nicht weit genug. Mehr "Umbauten" wären dringend notwendig.
Wer Immobilienanzeigen erstellt, der mutiert quasi nebenher zum modernen Wortkünstler voller Pep und Elan. Da mutieren 2 qm große Flächen voller Steine und Unkraut zu "kleinem Küchengärtchen für Liebhaber", eine stark befahrene Straße direkt vor der Tür heißt "perfekte Anbindung an die Infrastruktur" und "idyllisch gelegen" ist die moderne Bezeichnung für "jwd" bzw. "der nächste Supermarkt und der nächste Arzt sind mindestens 5 km entfernt, es gibt keine Busse oder Bahnen".
Das wichtigste Rüstzeug ist somit das positive Denken. Der Mandant hat eine Ruine mit eingefallenem Dach, verschimmelten Keller und verwildertem Garten? Viel zu negativ gedacht. Das ist ein Schnäppchenobjekt für Bastler. Das klingt doch gleich viel hübscher.
Die Pläne der Bundesarbeitsministerin, Frau Ursula von der Leyen, lassen vermuten, dass sie einen kleinen Kurs in positivem Denken genommen hat und sich demzufolge sagt: also, wenn die Leute etwas gegen HartzIV haben, dann liegt das an...(jetzt muss sich der geneigte Leser dieses Blogbeitrages die leuchtende Energiesparlampe über dem Haupte der blonden Sympathieträgerin denken). Am Namen! Ganz genau! Schließlich essen sie ja auch Sachen, die mit dem Begriff Lebensmittel so viel zu tun haben wie ein Zombie mit Lebensfreude.
Schon lange bemüht sich die Ministerin um ein neues Image für das Ministerium und alles, was dazu gehört. Im Zentrum dieser Imagekampagne steht ein neuer Name für HartzIV. Basisgeld soll es nun heißen, das HartzIV. Das klingt viel frischer und vor allen Dingen so als sei es ja nur quasi die Mindestzahlung, auf die dann noch aufgesattelt wird. Das klingt nicht so pessimistisch wie "bis auf Null kürzbares HartzIV." Aber das Ganze geht doch nicht weit genug, liebe Frau Ministerin. Zwar ist es wichtig, dass überall in den Gesetzestexten demnächst vom Basisgeld und nicht von HartzIV die Rede ist, aber genauso wichtig wäre es doch, den sperrigen Namen Arbeitsagentur und Wortungetüme wie Case-Manager (beides mittlerweile dank Kommunikationsproblemen mit dem Klientel negativ behaftet) zu ändern. Vielleicht könnten wir sie einfach Sachbearbeiter nennen? Das klingt einzelfallbezogen, nicht so überheblich-englisch und erinnert zudem an "Sachkunde" und "Sachverstand". Und die Arbeitsagentur könnte man einfach wieder Arbeitsamt nennen - das klingt nach "amtlich" (offiziell) und nicht so salopp wie Agentur.
Ach so, HartzIV ist eigentlich nur ein umgangssprachlicher Begriff, in Wirklichkeit heißt es Arbeitslosengeld II, aber diesen Begriff benutzt kaum jemand? Oh jeh, dann wird das aber eine verdammt harte Zeit bis dieser Begriff aus den Köpfen derjenigen getilt wird, die tatsächlich ALG II mit Herrn Schröder, Herrn Hartz und deren Machenschaften in Verbindung bringen. Ich hätte da dann einfach noch einen anderen Vorschlag dafür - Ursula1 oder Leyengeld (da wären allerdings vorher die Journalisten und Blogger dahingehend zu briefen, dass sie kein "Laiengeld" daraus machen, aber da müsste man einfach nur den Etat für die Imagekampagne erhöhen, dann klappt das schon). Alternativ wäre auch "Nationale Subventionierung des Niedriglohnsektors" denkbar, aber ich meine, das klingt wieder zu negativ - dann schon eher "Vollbeschäftigungsdurchsetzungsleistung" (abgekürzt vdl).
Und falls die Idee zur Umbenennung der Arbeitsagentur attraktiv erscheint: man denke über die Eignung als Jobmotor nach. Neue Schilder, neue Broschüren, neue Logos... dafür hätte ich übrigens einen Vorschlag. Einfach das bisherige Logo etwas kantiger gestalten und invertieren. Hier mal der Vorschlag zum Anschauen: Rechts das bisherige Logo, links das neue jugendlich-frische Logo.