Wirtschaftsminister Habeck: Gefährliche Experimente mit Kohlendioxid
Robert Habeck möchte Kohlendioxid einfangen und verflüssigt unter der Nordsee in den Boden pressen lassen. Das Verfahren ist umstritten
Als "tickende Zeitbombe unter der Nordsee" hat der schleswig-holsteinische Landtagsabgeordnete Christian Dirschauer Pläne bezeichnet, mittels der sogenannten CCS-Technologie Kohlendioxid (CO₂) unter dem Nordseeboden zu speichern.
Dirschauer ist umwelt- und klimapolitischer Sprecher des Südschleswigschen Wählerverbandes (SSW), der Vertretung der friesischen und dänischen Minderheit im Kieler Landtag. Bei der schleswig-holsteinischen Landtagswahl im Mai hatte der SSW mit 5,7 Prozent das beste Ergebnis seiner Geschichte erzielt.
Am Donnerstag hatten die Zeitungen des shZ-Verlags berichtet, dass die Entwicklung von Technologien zur Abscheidung und Einlagerung von CO₂ (Carbon Capture and Storage, CCS) mit Millionenbeträgen aus Robert Habecks (Grüne) Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert werden soll.
Die Idee hinter CCS ist, CO₂ an der Quelle in Kraft- und Zementwerken einzufangen, zu verflüssigen und in tieferen Erdschichten einzulagern. Zu den Problemen gehört der hohe Energieaufwand, die Unsicherheit, ob die Einlagerung wirklich dauerhaft – das heißt, über mehrere Jahrtausende – erfolgen kann, etwaige chemische Prozesse im Untergrund, die Giftstoffe aus dem Gestein lösen und gegebenenfalls ins Grundwasser gelangen lassen könnten, und – besonders in Norddeutschland – Nutzungskonkurrenz mit Grundwasserförderung, tiefer Geothermie und etwaigen Druckluftspeichern in Salzkavernen.
Kennt Habeck "kein energie- und klimapolitisches Tabu" mehr?
Entsprechend gibt es in Schleswig-Holstein und anderen Bundesländern schon seit Längerem erheblichen Widerstand gegen entsprechende Pläne. Was Habeck nicht neu sein dürfte. Von 2012 bis 2018 war er Umwelt- und Energiewendeminister in Schleswig-Holstein und hat sich bereits zu jener Zeit – gegen die Beschlusslage seiner Partei für Flüssiggasterminals eingesetzt. Auch das "gerechte" Verteilen von Material aus dem AKW-Abriss auf Bauschuttdeponien im Land zwischen den Meeren war ihm seinerzeit ein Anliegen.
„Was ist bloß mit Robert Habeck los? Erst LNG-Terminals, dann mehr Ölbohrungen im Wattenmeer und jetzt auch noch CCS: Es scheint kein energie- und klimapolitisches Tabu zu geben, das der grüne Minister nicht auf den Prüfstand stellt.“
Christian Dirschauer, MdL SSW
CCS sei in Schleswig-Holstein nicht ohne Grund verboten worden, so Dirschauer weiter. Niemand könne sicher ausschließen, dass unterirdisch gelagertes CO₂ nicht eines Tages wieder austrete und verheerende Umweltschäden anrichte. CCS-Speicher seien eine tickende Zeitbombe unter der Nordsee. Diese Haltung habe der SSW einst gemeinsam mit den Grünen vertreten.