Wulff fehlen 23 Stimmen
Bei der Bundespräsidentenwahl kommt es zu einem zweiten Wahlgang
Beim ersten Wahlgang der Bundespräsidentenwahl erreichte Christian Wulff, der Kandidat der Regierung, überraschend keine absolute Mehrheit. Insgesamt gaben ihm statt der notwendigen 623 Delegierten nur 600 ihre Stimme. Für Joachim Gauck, den Kandidaten von SPD und Grünen, votierten 499 Wahlmänner. Lukrezia Jochimsen, die Kandidatin der Linkspartei, kam auf 126, der von der NPD nominierte Liedermacher Frank Rennicke auf drei Stimmen.
Wahrscheinlich ist, dass sich unter den 13 Enthaltungen und einer ungültigen Stimme zahlreiche Abgeordnete und/oder Abgesandte von Union und FDP befinden, die möglicherweise auf diese Weise ihre Unzufriedenheit mit der Politik der Regierung ausdrücken wollen. Diese Abgeordneten könnten ebenso wie einige Gauck-Wähler aus den Reihen der Koalitionsparteien nach einem nun verpassten "Denkzettel" im zweiten Wahlgang für Wulff stimmen. Tun sie dies nicht in ausreichender Zahl, dann kommt es zu einem dritten Wahlgang, bei dem die einfache Mehrheit reicht. In diesem Fall könnten Wahlmänner der Linkspartei aus taktischen Gründen für Gauck stimmen und dem ehemaligen Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes so zu einer Mehrheit verhelfen, die einen Bruch der Koalition wahrscheinlicher machen würde.