"Ylena", "Zeynep" und ihre Freunde
Winterstürme sorgen für allerlei Zerstörungen, aber auch für rekordverdächtigen Windstromertrag
Über Deutschland wird in der Nacht von Freitag auf Samstag in kurzer Folge mit "Zeynep" das zweite Orkantief über Deutschland hinwegfegen, und neben manchem Leid auch einige Freude mit sich bringen. Den Besitzern von Windkraftanlagen bringt der Sturm prächtige Erträge.
Anderen sagt er aber, dass man sich besser auf die Naturgewalten vorbereiten muss. Damit ist es ja hierzulande nicht so weit her, wie wir spätestens seit dem Juli-Hochwasser am Nordrand der Eifel und im Rheinland wissen.
Insbesondere im rheinland-pfälzischen Ahrtal sind aufgrund der viel zu späten Warnungen seinerzeit viele Menschen gestorben. Die zuständigen Behörden hatten die Informationen der Meteorologen nicht ernst genommen, wie es ja allgemein im "Land der Dichter und Denker" ein reziprokes Verhältnis zwischen Krisenlage und Konsultation von Sachverstand zu geben scheint.
Doch zurück zu "Ylena" und "Zeynep", die der deutschen Nordseeküste mehrere Sturmfluten beschert haben. Die stärksten werden allerdings erst noch für den morgigen Samstag erwartet.
In Großbritannien hatte Sturm Ylena, der dort "Dudley" genannt wurde, zum Zusammenbruch der Stromversorgung in einigen Regionen geführt. 14.000 Haushalte in Teilen Schottland und Englands waren zeitweise ohne Strom, berichtet der britische Sender Planet Radio.
Derlei Risiken lassen sich übrigens minimieren, wenn die Stromversorgung weitgehend dezentralisiert wird, wie es zum Beispiel Dänemark vormacht, und wenn möglichst viele Stromleitungen in der Erde verlegt werden, sodass umfallende Bäume und extreme Winde ihnen nichts anhaben können.
Windstrom-Rekorde
Am Freitag ging es auf den britischen Inseln mit Zeynep schon weiter – hier wird der Sturm für den Freitagabend erwartet –, und es wird nicht der letzte Wintersturm in diesem Monat gewesen sein. In den Prognosen des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersagen im britischen Reading kündigen sich bereits die nächsten Stürme an, von denen die ersten beiden schon in wenigen Tagen Deutschland erreichen könnten.
Für die Betreiber von Kohlekraftwerken ist die Wetterlage wenig erfreulich. Schon im Januar hatte es ein Spitzenergebnis bei ihren Konkurrenten, bei der Windstromerzeugung, gegeben. Nachdem das ganze Vorjahr für die Windmüller sehr enttäuschen gewesen war, hatte der Januar 2022 den bisherigen Rekordhalter Januar 2020 knapp übertroffen.
Und auch für den Februar zeichnet sich ab, dass eventuell sogar der Februar 2020 übertroffen werden könnte. Dieser war nicht nur der beste Februar, sondern mit einigem Abstand der insgesamt ertragreichste Monat in der Geschichte der Windenergienutzung in Deutschland, wie die Daten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme zeigen.
Und was heißt das relativ zu den anderen Stromlieferanten? Im zurückliegenden Januar haben Windräder knapp 34 Prozent des ins öffentliche Netz eingespeisten Strom geliefert, im Februar bisher gar gut 45 Prozent.
Der Anteil des nächst wichtigsten Sektors, der Braunkohle, lag hingegen bei 19 beziehungsweise 14 Prozent. Gleichzeitig ging netto acht beziehungsweise zehn Prozent der Erzeugung in den Export, und zwar in fast alle Nachbarländer. Nur aus den skandinavischen Ländern wurde etwas mehr Strom bezogen als dorthin ausgeführt.
Die Preise an der Strombörse sind durch den hohen Anteil der erneuerbaren Energieträger derzeit übrigens wieder deutlich niedriger. Dass davon die Verbraucher nichts zu spüren bekommen, hat nichts mit dem Umbau der Energieerzeugung zu tun.
Die Ursache ist eher in der Tatsache zu suchen, dass die Stromversorgung dem Wettbewerbsfetischismus gehorchend unbedingt marktförmig umorganisiert werden musste und dies zugleich – wenig überraschen – in einer Art und Weise geschah, die große, industrielle Stromverbraucher und Energiekonzerne erheblich bevorzugt.