"Kniefall vor dem Islamismus"

Die dänische Zeitung Politiken entschuldigt sich bei Gruppierungen, die sich "Nachfolger des Propheten Mohammed" nennen, für die Veröffentlichung einer Mohammed-Karikatur

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Die dänische Zeitung Politiken hat sich für die Veröffentlichung einer "Muhammed-Karikatur" entschuldigt. Die mittlerweile wohl weltberühmte Karikatur, die den Propheten mit einer Bombe als Turban zeigt, stammt von Kurt Westergaard. Sie gehört zu den 12 Zeichnungen, die im September 2005 in der Zeitung Jyllands-Posten erschienen und später den sogenannten "Karikaturen-Streit" entfachten (siehe Die "Ragemachine" läuft und läuft).

Politiken und elf andere dänische Zeitungen hatten die Karikatur 2008 erneut abgedruckt - aus Solidarität mit Kurt Westergaard, als die Polizei einen geplanten Mordanschlag auf den Zeichner aufdeckte.

Ein saudischer Anwalt namens Faisal A. Z. Yamani protestierte gegen die Veröffentlichung, drohte mit einem Gerichtsprozess und verlangte eine Entschuldigung. Yamani vertritt acht muslimische Gruppierungen aus Ägypten, Libyen, Quatar, Australien, Jordanien, Saudi-Arabien und Palästina, die sich "Nachfolger des Propheten Mohammed" nennen und angeblich 90 000 Mitglieder haben.

Zunächst lehnten alle Zeitung die Forderung des Anwalts ab, auch der Chefredakteur von Politiken. Auf eine zweite Klagedrohung Yamanis reagierte Politiken - anders als die restlichen Zeitungen - mit einem "Solo", wie dies die "deutsche Tageszeitung in Dänemark", Nordschleswiger, die zu den beklagten Zeitungen gehört, kommentiert: Der Politiken-ChefredakteurTøger Seidenfaden fuhr nach London, um einen Vergleich dem saudi-arabischen Rechtsanwalt abzuschließen:

"Als Gegenleistung dafür, dass Yamani nun gegen die Kopenhagener Tageszeitung keinen Prozess anstrengt, hat sich 'Politiken' offiziell entschuldigt 'bei allen, die durch den Wiederabdruck der (Mohammed-)Karikatur gekränkt worden sind.'"

Kurt Westergaard, der Anfang des Jahres nur um Haaresbreite einem weiteren Mordanschlag entkam (siehe Islamisten vergeben nicht), zeigt sich enttäuscht. Eine Nachrichtenagentur zitiert ihn mit den Worten, dass die Entschuldigung der Zeitung ein Rückschlag für die Meinungsfreiheit sei. Der Zeitung Jyllands-Posten gegenüber, äußert Westergaard, dass die Entschuldigung ein "Kniefall vor dem Islamismus" sei.

Ähnlich wird der Chefredakteur von Jyllands-Posten, Joern Mikkelse, von BBC zitiert, der unterwürfige Schritt gegenüber dem saudischen Anwalt habe den "ersten Preis für Dummheit" verdient. Dies habe der Solidarität mit den anderen Zeitungen geschadet, warf Mikkelse bei einem gemeinsamen Fernsehauftritt dem Politiken-Chefredakteur Tøger Seidenfaden vor. Dessen Hinweis darauf, dass sich auch Jyllands-Posten 2006 für die Veröffentlichung der Karikaturen entschuldigt habe, entgegnete Mikkelse mit dem Hinweis, dass dies eine andere Situation sei, da sich Politiken habe einschüchtern lassen, um ein Gerichtsverfahren zu vermeiden.