Burkina Faso: Frankreich im Visier von Dschihadisten

Französische Spezialkräfte in Ouagadougou im Einsatz. Screenshot Video/YouTube

Hinter den Terroranschlägen auf französische Einrichtungen wird al-Qaida vermutet. In der Sahelzone, wo sich auch Deutschland sicherheitspolitisch engagiert, ist der Dschihadismus ein großes Problem

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die Sicherheitskräfte des westafrikanischen Staates und französische Spezialtruppen hatten am heutigen Freitag Großeinsatz in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso. Wie Videobilder des Senders RTB (Radiodiffusion Télévision du Burkina) zeigen (ab 0:30), gab es Schüsse in der französischen Botschaft, die dem Sender gegenüber liegt, herumrennende Soldaten und Feuer und dann werden Angriffe auf mehrere Orte in der Stadt gemeldet, auf das Institut français und auf das Hauptquartier der Armee von Burkina Faso.

Man sieht Hubschrauber der französischen Spezialeinheiten, die gegen 11 Uhr 30 eintrafen. Der erste Angriff soll etwa gegen 10 Uhr stattgefunden haben, es dauerte Stunden, bis gemeldet wurde, dass die Situation unter Kontrolle sei. Zwischendrin wurden bis zu 30 Tote gemeldet. Am Ende des Tages ist von 15 Toten die Rede, sieben Soldaten der Armee von Burkina Faso und acht Angreifern, sechs Verletzte werden gemeldet, darunter zwei Zivilisten.

Französische Staatsangehörige sind weder unter den Toten noch unter den Verletzten wurde am späten Nachmittag mitgeteilt.

Die Informationen seien noch "lückenhaft", konstatierte der französische Journalist Wassim Nasr für den Sender France 24 und kam im Nachfolgenden schnell auf das große Problem in der Region zu sprechen: den Dschihadismus, dessen Aktionsradius sich in den letzten Jahren ausgeweitet hat.

Geburtstag der Dschamaat Nusrat al-Islam wal-Muslimin

Nasr, der sich in Frankreich einen Namen als Spezialist für den Dschihadismus gemacht hat, hatte auch gleich eine besondere Information zur Hand: Die Gruppe Dschamaat Nusrat al-Islam wal-Muslimin habe heute "Geburtstag". Der Zusammenschluss mehrerer terroristischer Gruppen, der auch einen deutschen Wikipediaeintrag hat, sei genau vor einem Jahr passiert, so Nasr.

Laut Nasr ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Gruppe, die unter dem Dach der al-Qaida im islamischen Maghreb (AQIM) operiert, mit den Angriffen heute in Verbindung steht. Die Angriffe hätten Ähnlichkeiten mit Anschlägen, wie sie unter dem berüchtigten "Osama Bin Laden der Sahara", Mokhtar Belmokhtar durchgeführt wurden.

Auch andere Medien, so zum Beispiel der Guardian und die Tagessschau verweisen auf dschihadistische Anschläge in Burkina Faso 2016 und 2017. Die französische Staatsanwaltschaft wurde mit Ermittlungen der heutigen Angriffe auf die französischen Einrichtungen in Zusammenhang mit Terrorismus betraut.

Dem hinzuzufügen wäre, dass der Dschihadismus in Nordafrika und besonders in der Sahelzone sich auf eine gespenstische Weise ausbreitet, wie dies Beobachter wie Lemine Ould M.Salem schon seit längerem eindringlich herausstellen. Im Kontrast dazu ist das Interesse der größeren Öffentlichkeit an den Entwicklungen in dieser Zone nicht besonders ausgeprägt.

Erfolgsmeldung der französischen Operation

So feierte die französische Regierung kürzlich einen militärischen Erfolg im Kampf gegen den Terrorismus im Sahel. 450 Dschihadisten habe die französische Armee bei der Operation Barkhane seit dem Sommer 2014 getötet, verkündete Verteidigungsministerin Florence Parly am vergangenen Freitag.

Im Sommer 2014 begann die Operation Barkhane, an der 4.000 französische Soldaten teilnehmen, die in Burkina Faso, in Mali, in Mauretanien, im Niger und im Tschad eingesetzt sind, um den Terrorismus zu bekämpfen. Tatsächlich bekommt die Öffentlichkeit von den Aktivitäten der Armee nicht viel mit. Die Operation Barkhane macht immer dann auf sich aufmerksam, wenn es Anschläge gibt, etwa in Mali. Das Interesse der Öffentlichkeit ebbt aber meist schnell wieder ab.

So war es auch keine Überraschung, dass die 450 getöteten Dschihadisten in den Medien auch als Erfolg durchgereicht werden konnten; Kritik an der Erfolgsmeldung kam nur von Spezialisten, von Forschern, die in einem Artikel in Le Monde darauf verwiesen, dass schon Hollande mit seiner Aussage von einem Krieg, den man in Mali gewonnen habe, falsch lag.

... und die Reaktion?

Man könnte auch die "Allahu akbar-Angriffe" am heutigen Freitag in Ouagadougou als Reaktion auf diese Erfolgsmeldung der französischen Regierung verstehen. Es wäre nicht ungewöhnlich, wenn die Dschihadisten auf solche Medienbotschaften reagieren.

Das ungelöste Problem

Was mit den aufmerksamkeitsheischenden Angriffen auf jeden Fall auf die Probe gestellt wird, ist ein Satz, den die französischen Verteidigungsministerin Florence Parly im vergangenen Sommer geäußert hat, als es darum ging, dass die afrikanische G5-Eingreiftruppe im Sahel besser unterstützt werden soll - mit den treibenden Kräften Frankreich und Deutschland:

Wir werden diese Kooperation sehr aktiv fortsetzen, weil wir überzeugt sind, dass die Eingreiftruppe die Lösung für die Probleme der Region finden wird …

Florence Parly

Die Ministerin betonte selbst, dass es daneben auch die Operation Barkhane geben müsse. Die Antwort auf die Frage, ob die G5, die fünf Sahel-Staaten Mali, Niger, Tschad, Mauretanien und Burkina Faso mit der Eingreiftruppe das wachsende Dschihadismus-Problem lösen können, steht noch aus.

Wie genau die deutsche Unterstützung einer militärischen Eingreiftruppe der G5-Sahel-Staaten aussieht, ist Thema einer Anfrage der Linken, die im Dezember 2017 eingereicht wurde. Man darf gespannt sein, was sich daraus entwickeln wird.