Batterien und E-Autos: Warum Deutschland mit der Verkehrswende scheitern könnte

Die deutsche Autoindustrie wandelt sich durch die Elektromobilität, in Ostdeutschland sprießen Batteriewerke aus dem Boden. Die ehrgeizigen Klimaziele könnten dennoch verfehlt werden.

Die Elektromobilität ist für den Klimaschutz unabdingbar; ohne sie könnte die Bundesrepublik ihre Klimaziele nicht erreichen. Entsprechend ehrgeizig sind die Pläne der Bundesregierung: Bis 2030 sollen rund 15 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen fahren.

Die Automobilbranche verändert sich durch den Trend und macht eine Transformation durch – nicht nur bei der Technik, sondern auch neue Regionen gewinnen an Bedeutung für die Industrie. Brandenburg könnte zu den Gewinnern dieser Transformation gehören.

Tesla gehört zu den Großen der Branche und in Grünheide rollen jetzt nicht nur E-Autos vom Band, sondern dort entsteht auch eine Batteriefabrik.

Brandenburg wird Batterieland

Eine andere entsteht in Lauchhammer. Wo bis letztes Jahr Rotorblätter für Windkraftanlagen gefertigt wurden, sollen künftig Lithium-Ionen-Batterien, Batteriesysteme für Elektrofahrzeuge sowie Energiespeicher entwickelt und produziert werden. Die chinesische Firma SVOLT soll nach einem Bericht der Lausitzer Rundschau den Standort von Vestas übernommen haben.

Genaues weiß man allerdings noch nicht, weder das Unternehmen hat sich zu seinen Plänen geäußert noch das Brandenburger Wirtschaftsministerium. Das erste Wort bei solchen Projekten habe immer der Investor, sagte dem Bericht zufolge eine Sprecherin des Ministeriums.

Würde sich der Bericht bestätigen, dann würde sich die Lausitz zunehmend einem Zentrum für Batterien entwickelt. Der Chemieriese BASF baut an seinem Standort in Schwarzheide eine Fabrik für Kathodenmaterial und eine Pilotanlage für das Recycling von ausgedienten Lithium-Ionen-Batterien.

In der Nähe von Spremberg, im Industriepark Schwarze Pumpe, investiert die deutsch-malaysisch-australische Gruppe Altech. In diesem Jahr soll dort eine Pilotanlage für die Produktion von Anodengrafit errichtet werden. Mit hochreiner Keramik beschichtet, wird dieses Material für Lithium-Ionen-Batterien verwendet. Von der Beschichtung erhofft man sich eine längere Lebensdauer der Batterien und eine höhere Leistungsfähigkeit.

Die DEKRA will am Lausitzring in Klettwitz in ein Testzentrum für Fahrzeugbatterien investieren. Und in Guben will die Firma Rock Tech Lithium den ersten Lithiumhydroxid-Konverter Europas bauen. Aus Guben sollen einmal 24.000 Tonnen Lithium kommen, zum großen Teil aus dem Recycling von Alt-Batterien. Mit dem Material könnten dann neue Lithium-Ionen-Batterien für rund 500.000 produziert werden.

Knappes Lithium bremst Ausbau der E-Mobilität

Die Verfügbarkeit von Lithium entscheidet darüber, ob die deutschen Klimaziele im Verkehrssektor eingehalten werden können. Nicht nur die deutschen Autobauer benötigen diesen Rohstoff – er ist weltweit begehrt und zunehmend knapp; rund 15 Millionen E-Autos bis 2030 auf deutsche Straßen zu bringen, scheint kaum möglich zu sein.

Das legen zumindest Berechnungen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) nahe, über die das Handelsblatt berichtete. Denn die Lithium-Gewinnung hält nicht Schritt mit der weltweiten Nachfrage.

"Selbst, wenn alle aktuell geplanten und im Bau befindlichen Projekte im Zeitplan umgesetzt werden und wir von einem mittleren Nachfragewachstum ausgehen, werden wir nicht genug Lithium haben, um die weltweite Nachfrage 2030 zu decken", erklärte demnach Studienautor Michael Schmidt von der BGR gegenüber dem Handelsblatt.

In den nächsten acht Jahren könnte die Nachfrage auf mehr als 550.000 Tonnen pro Jahr ansteigen. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 wurden weltweit 82.000 Tonnen Lithium gewonnen. Zwischen Angebot und Nachfrage wird künftig eine deutliche Lücke klaffen: Im schlechtesten Szenario fehlen im Jahr 2030 rund 300.000 Tonnen pro Jahr; im besten Szenario beträgt die Lücke immer noch 90.000 Tonnen.

Vor diesem Hintergrund scheinen nicht nur hohe Preise vorprogrammiert zu sein, sondern auch erbitterte Verteilungskämpfe. Vermutlich können im Jahr 2030 auch nicht die weltweit 40 Millionen Elektroautos produziert werden, mit denen heute noch gerechnet wird. Weil Lithium fehlt, könnten es dann auch nur 25 Millionen weltweit sein. Das schätzt zumindest das "Advanced Propulsion Centre" (APC), ein wissenschaftliches Beratungsgremium der britischen Regierung.