Die unsichtbare Krise: Wie Deutschland seine Lebensmittel verliert

Deutschland steht vor einer unsichtbaren Krise: der schleichenden Verlagerung seiner Lebensmittelproduktion ins Ausland. Was bedeutet das für unsere Versorgung?

Während die deutschen Bauern davor warnen, dass sie ohne staatliche Subventionen die Lebensmittelversorgung in Deutschland nicht mehr sichern könnten und dabei unterschlagen, dass sie nur noch den sinkenden Schweinefleischkonsum bedienen können, werden immer mehr Lebensmittel importiert. 70 Prozent des deutschen Gemüse- und 80 Prozent des deutschen Obstkonsums wird nicht aus heimischer Produktion beliefert.

Von Südeuropa bis Asien: Neue Quellen der Lebensmittelversorgung

Neben Südeuropa wird Afrika und Asien für die Lebensmittelversorgung Deutschlands immer wichtiger. Die Rückverfolgbarkeit wird dabei immer schwerer.

Nachdem zuerst nur die landwirtschaftliche Produktion ausgelagert wurde, wandert inzwischen auch die Weiterverarbeitung ins Ausland ab.

Theo Müller verlagert Firmensitz und Produktion gerne ins Ausland

Die Feinkostsalate der Marke Homann, die traditionell in Dissen produziert wurden, kommen, nachdem die Luxemburger Unternehmensgruppe Theo Müller (UTM), die Marke für den Bereich der Feinkostsalate abgegeben und das Werk geschlossen hat, in optisch gleicher Ausstattung jetzt aus einem Werk von Signature Foods in Losser in den Niederlanden.

Signature Foods gehört seit Ende 2020 zum britischen Finanzinvestor Pamplona Capital Management.

Landliebe und Tuffi: Verkäufe und Schließungen

Nachdem der niederländische Milchkonzern Royal FrieslandCampina sein deutsches Endkundengeschäft unter Auflagen des deutschen Kartellamtes mit den Marken "Landliebe" und "Tuffi" verkauft hat, wurde die Marke "Tuffi" Teil der Molkerei Hochwald Foods GmbH, zu welcher schon die früheren Nestlé-Töchter Bärenmarke und Glücksklee gehören.

Nicht von diesem Verkauf betroffen war die der Milchhof Köln, in welchem Tuffi produziert wurde.

Auch die beiden Landliebe-Standorte in Heilbronn und Schefflenz werden bis 2026 sukzessive schließen. Da Landliebe Heilbronn erst im Juni vergangenen Jahres ins Handelsregister eingetragen wurde, können die Arbeitnehmer nach dem Betriebsverfassungsgesetz noch keine Sozialplan-Leistungen erzwingen.

Die Landliebe Frischmilch wird inzwischen von der Schwarzwaldmilch in Freiburg in Lizenz produziert.

Müller-Fischbereich nach Polen verlagert

Ende Juli 2019 wurde das durch die Übernahme von Rügen Feinkost zu Homann gelangte Fischfeinkost-Werk in Sassnitz wegen ungenügender Erweiterungsmöglichkeiten geschlossen, die Produktion nach Poznań verlagert, auch das Werk im thüringischen Floh-Seligenthal wurde 2019 geschlossen. Auch die Werke von Weser Feinkost und Nordfish wurden nach der Übernahme umgehend geschlossen.

Das Lisner-Werk im polnischen Poznań wurde inzwischen in die Homann Feinkost-Gruppe, die ihren Sitz in Bad Essen hat, wo die übernommene Marke Hamker ihren Ursprung hat, umgegliedert. 2016 wurde ein weiteres Fischverarbeitungswerk in Charzyno übernommen, das unter dem Namen Nordfish - Foodmark geführt wird.

2023 wurde bekannt, dass die UTM-Tochter Lisner Teile der polnischen Graal-Gruppe übernehmen will.

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