30-Milliarden-Euro-U-Boot-Geschäft zwischen Frankreich und Australien
Rüstungsprojekt richtet sich vor allem an China
Heute unterzeichnete der australische Premierminister Scott Morrison das mit umgerechnet etwa 30 Milliarden Euro größte Waffengeschäft in der Geschichte seines Landes. Vertragspartner ist der Rüstungskonzern Naval Group, der mehrheitlich dem französischen Staat gehört. Er liefert für die 30 Milliarden Euro bis Anfang der 2030er Jahre zwölf Attack-U-Boote, die allerdings nicht in Frankreich, sondern in Australien gebaut werden. Von den etwa 3300 neuen Arbeitsplätzen, die durch das Geschäft entstehen, werden deshalb nur rund 500 an Franzosen gehen.
Diese 500 Franzosen entwickeln die Attack-U-Boote auf Basis der französischen Barracuda-U-Boote. Ein Unterschied zu diesen Barracudas wird sein, dass die australischen Modelle nicht mit Kernenergie, sondern (wie die gemeinsam von der Naval Group und dem spanischen Rüstungskonzerns Navantia gebauten Scorpène-U-Boote) mit Diesel laufen. Dadurch erwartet sich der Naval-Group-CEO Hervé Guillou auch bessere Chancen für Geschäfte mit anderen potenziellen Käufern - zum Beispiel mit den Niederlanden.
Auf dem Markt für militärische U-Boote konkurriert der Konzern unter anderem mit der deutschen Firma ThyssenKrupp, deren Ruf durch eine in Israel aufgedeckte Bestechungsaffäre und durch die im letzten Jahr zeitweise gar nicht mehr einsatzfähige U-Boot-Flotte der deutschen Bundeswehr litt. Die japanischen Konzerne Mitsubishi und Kawasaki, die in Japan die Sōryū-U-Boote fertigen, haben diese Probleme nicht.
Größer, aber nicht schneller als die Vorgänger
Sind die Attack-U-Boote fertig, sollen sie die sechs Collins-U-Boote ersetzen, die die australische Royal Australian Navy zwischen 1990 und 2003 erwarb. Sie wurden von der staatseigenen Australian Submarine Corporation (ASC) auf der Basis der schwedischen Västergötland-U-Boote konstruiert.
Den aktuellen Plänen nach werden die Attack-U-Boote mit 97 Metern etwa 20 Meter länger sein als ihre Collins-Vorgänger und mit ungefähr 4.500 Tonnen über 1.000 Tonnen mehr Wasser verdrängen. Mit gut 20 Knoten, auf die sie unter Wasser maximal kommen sollen, wären sie aber ebenso wie die Collins-Modelle etwa 10 Knoten langsamer als moderne Flugzeugträger.
Eine sechzigköpfige Besatzung soll mit einem Attack-U-Boot fast zwölf Wochen lang herumfahren können, bevor sie einen Heimathafen anlaufen muss. Das wären etwa zwei Wochen mehr, als ein Einsatz mit einem U-Boot der Collins-Klasse maximal dauern darf. Kommt es bei einem Einsatz zum Kampf, stehen den Attack-U-Booten bis zu acht 533-Millimeter-Torpedoröhren zur Verfügung, die neben Torpedos auch Cruise Missiles abfeuern können.
China entwickelt Satelliten, die U-Boote auch in großer Tiefe aufspüren sollen
Die französische Verteidigungsministerin Florence Parly lobte die australische Regierung für ihren Einkauf gestern mit der Bemerkung, sie verschaffe ihrem Land dadurch einen strategischen "Vorteil in der ganzen Region". Ob dieser Vorteil auch dann noch einer ist, wenn die Unterwasserfahrzeuge ausgeliefert werden, wird sich zeigen: Die Volksrepublik China, gegen die sich das australische Rüstungsprojekt vor allem richtet, lässt nämlich gerade einen Satelliten entwickeln, der U-Boote auch in großer Tiefe aufspüren soll (vgl. China lässt Satelliten entwickeln, der das Meer durchleuchten kann).
Bereits fertig ist eine neue Railgun, die so schnell ist, dass sie auf chinesischen Kriegsschiffen in einem Umkreis von bis zu 200 Kilometern sogar Hyperschallwaffen abfangen können soll (vgl. Hyperschallwaffen erzwingen Wettrüsten der autonomen Systeme). Weil diese Railgun nicht mit chemischen Reaktionen, sondern mit elektromagnetischen Impulsen funktioniert, kostet ein Schuss mit ihr maximal ein Zehntel der mehr als 400.000 Euro, die für eine Rakete angesetzt werden. Ob die Chinesen auch den schnellen Materialverschleiß in den Griff bekommen haben, der den USA in der Vergangenheit bei ihren eigenen Railguns Probleme machte, ist noch unklar (vgl. Der Transrapid der Waffentechnik und Zerstörung mit Mach 7).
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