Ab dem Jahr 2000 im Weltraum

Seite 2: Space Future made in Japan

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Modell für ein Weltraumhotel von Shimizu

Der japanische Konzern Shimizu hat sich bereits Gedanken über die möglichen Weltraumhotels gemacht. Und in Japan macht man sich, wie bei der jüngst für touristische Unternehmen gegründeten Spacetopia, der National Space Development Agency oder Space Future überhaupt Gedanken, wie man den Weltraumtourismus anschieben könnte. Schließlich wisse man von Marktbefragungen, daß die meisten Menschen sich einige Tage oder auch länger im Orbit aufhalten wollen würden, wenn der Preis nicht zu hoch sei. Daher brauche man neben günstigen und wieder einsetzbaren Raumfähren eben auch geeignete Unterkünfte oder eben Weltraumhotels. Sie werden, so weiß Space Future, erst klein sein und nur 100 Menschen Platz bieten, aber sich dann zu wirklichen Hotels für Hunderte von Gästen vergrößern und schließlich zu Themenparks werden, die Tausende von Gästen aufnehmen können. Natürlich bieten die Weltraumhotels das Übliche, also Gästezimmer, Mahlzeiten und Bars, aber darüberhinaus gibt zwei einzigartige Erlebnisse: umwerfende Aussichten auf die Erde und den Raum sowie das permanente Entertinment, in der Schwerelosigkeit zu leben, wozu auch Sportarten und andere Aktivitäten gehören, die diese ausnutzen. Man könnte natürlich auch außerhalb der Hotels im Raum spazierenschweben.

Raumfahrt bequem

Zuerst wird man sich nur langsam und vorsichtig bewegen, aber nach einer Gewöhnungsphase wird es einem Spaß machen, "sich von einer Wand mit der richtigen Rotation abzustoßen, so daß man mit den Füßen auf der gegenüberliegenden Wand landet. Und das dann immer schneller und schneller! Es gibt offensichtlich alle Möglichkeiten zum Tanzen, zur Gymnastik und zum Sport in der Schwerelosigkeit. Glücklicherweise muß man nicht viel schlafen, wenn man in der Schwerelosigkeit lebt, weswegen man viel Zeit zum Entspannen findet, indem man in einer Bar mit einem Panoramafenster (buchstäblich!) herumhängt, durch das man auf die sich drehende Erde hinunter sieht, sich in einem verdunkelten astronomischen Aussichtsraum aufhält und dem Führer zuhört, der die Ausblicke erläutert, die man mit den Fernrohren hat, oder bei Schwerelosigkeit in die Disco geht ..."

Kankoh-Maru von der Japanese Rocket Society

Und überhaupt ist die Hälfte des Spaßes schon der Weg dahin, was sonst bei Reisen nicht ohne weiteres der Fall ist. Bedauerlicherweise aber gäbe es bislang nur wenige Entwürfe für derartige Weltraumhotels, obwohl die Schwerelosigkeit doch alles ganz einfach mache und die Ausschöpfung der Möglichkeiten die Architekten für Jahrzehnte glücklich werden lassen.

Space Tourismus Society und die Messe für den Weltraumtourismus

In den USA, der Nation der Pioniere, ist man schon weiter und hat Ende Juli bereits auf dem Kreuzer Queen Mary die erste Weltraummesse gefeiert. Man lud Besucher ein, um "die Morgendämmerung des Weltraumtourismus zu begehen", denn im "beginnenden 21. Jahrhundert werden sich Millionen von Erdlingen genauso einfach in den Orbit begeben, wie sie mit einem Kreuzschiff nach Hawaii fahren. Letztlich ist der Orbit nur 150 Kilometer weit entfernt." Auf der Messe gab es natürlich das Gewohnte. Man konnte ein Stück Mond sehen, Astronauten begegnen, VR-Besuche der Raumstation der NASA machen sowie die Rückkehr in den Raum des gealterten Helden John Glenn feiern. Und wenn dieser Held der ersten Tage es noch einmal schafft, warum sollten wir dann hinten anstehen? Um einen Vorgeschmack auf Erden zu bieten, wurden "Spaziergänge in der Schwerelosgkeit, Weltraumessen, High-Tech-Schmuck, Zukunftsmode, Weltraummusik, Weltraumparfüm und magische Aufführungen" präsentiert.

So jedenfalls will die Space Tourismus Society, Ausrichterin der zukunftsträchtigen Messe, "eine gewinnbringende und sich vergrößernde Industrie des Weltraumstourismus stimulieren." Poesie, vermischt mit Abenteuer und Profitversprechen, ist da immer zu haben: "Stellen Sie sich vor, daß Sie in der Schwerelosigkeit schweben, während sie auf unseren wunderschönen Planeten Erde schauen, die sich majestätisch an ihrem Aussichtsfenster vorbeidreht. Millionen von Menschen aus der ganzen Welt würden gerne ein solch wunderbares, lebenserweiterndes Erlebnis haben ... STS glaubt, daß der Weltraumtourismus das logischste Projekt für private Unternehmer ist, das sie mit dem Ziel verfolgen, der Menschheit den Zutritt zum Weltraum zu verschaffen."

STS will dabei mehrgleisig verfahren, denn zunächst einmal müssen die Weltöffentlichkeit und vor allem die "Finanzgemeinschaft" für die Erkundung der "schönen, emotionalen und futuristischen Aspekte des Weltraumtourimus" gewonnen werden. Um den Markt und die Bedürfnisse zu erschließen, gehe es nicht nur um das Ziel von wirklichen Weltraumflügen, sondern auch um irdische Simulationen, Reisen und Erlebnisse. Zuerst der Themenpark auf der Erde, dann der im Weltraum. Zwar werde man alle Formen des Weltraumtourismus fördern, aber im Mittelpunkt der Gesellschaft stehe doch das erfolgreiche Modell der Kreuzfahrtindustrie. "Lustig, aufregend und sexy", so zitiert die STS John Spencer, müsse der Weltraumtourismus allemal sein, um zum Traum von Millionen Menschen zu werden. Zunächst aber ist es einmal der Traum der Wohlhabenden: "Die Reichen suchen immer nach etwas Neuem und Spannendem, und wenn es eine sichere Möglichkeit gibt, eine Kreuzfahrt in den Orbit zu unternehmen, bei der man eine Menge Dinge tun kann, dann gibt es auch Tausende von Menschen, die es sich leisten können, einige Hunderttausend Dollar für solch ein Erlebnis auszugeben. Für die Allgemeinheit könnte man eine Lotterie einrichten, um die Marktgrundlage zu erweitern. Gegenwärtig werden fast 34 Milliarden Dollar in den Staaten für Lotterien ausgegeben."