Ab dem Jahr 2000 im Weltraum
Seite 3: Die NASA und der Tourismus
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Schon im Februar 1997 hatte die NASA einen Workshop zum Thema Weltraumtourismus abgehalten. Im März 1998 wurde eine Zusammenfassung einer Space Act Agreement Study veröffentlicht, in der wieder einmal beschworen wurde, daß Befragungen deutlich gemacht hätten, "daß viele Millionen von uns eine Reise in den Weltraum machen wollen, wenn wir das mit genügender Sicherheit, Verläßlichkeit und Bequemlichkeit sowie zu einem annehmbaren Preis durchführen könnten." Man baut darauf, um sich selbst eine andere Zukunft unabhängig vom Tropf der öffentlichen Gelder zu sichern, daß heute der Tourismus einer der weltweit größten Märkte geworden ist: "Allein in den USA werden hier jährlich mehr als 400 Milliarden Dollar Umsätze gemacht, und es ist unser zweitgrößter Arbeitgeber." Und man ist hoffnungsvoll, daß der freie Markt und der Unternehmergeist die Bahn für Massentourismus in den Weltraum schon schaffen werde: "Schon jetzt arbeitet man in privatem Interesse am Entwurf von ersten Fahrzeugen für Weltraumreisen, und Reise- sowie Tourismusunternehmen bieten erste Weltraumreisen an, die in den nächsten Jahren beginnen könnten. Die Zukunft ist fast schon bei uns ..."
Auch wenn heute die Weltraumreisen noch an die Erde und an Flügen gebunden seien, die Schwerelosigkeit anbieten, würden jährlich doch schon 10 Millionen Menschen Raumfahrtmuseen, Raumfahrtcamps, Abschußorte und regierungseigene Forschungs- und Entwicklungszentren besuchen. Man schätzt den Umsatz dieses Marktes auf jährlich eine Milliarde Dollar. Um aber den Weltraumtourismus für die Massen und zu günstigen Preisen zu eröffnen, müssen noch Milliarden investiert und psychologische, technische, rechtliche und institutionelle Hindernisse beseitigt werden. Aber man ist optimistisch: "Wenn wirklich technisch gute Weltraumfähren Hunderttausende jedes Jahr ins All bringen können, werden wir einen neuen Weltraummarkt geschaffen haben, der mindestens so groß ist, wie gegenwärtig der Markt mit Kommunikationssatelliten, wir werden unsere persönliche Sicht des Weltraums grundlegend verändert und damit begonnen haben, die Weltraumaktivitäten direkt in unsere Alltagsgeschäfte und Privatleben einzubauen."
Haupthindernis seien die hohen Transportkosten, aber an der Entwicklung wiederverwendbarer Weltraumfähren werde überall gearbeitet. Probleme gibt es neben der Sicherheit auch beim Aufenthalt von Personal und Reisenden in der Schwerelosigkeit durch die Weltraumkrankheit mit Schwindel und anderen Symptomen, an der etwa die Hälfte der Menschen leiden werde. Dagegen werde man Medikamente entwickeln, während man für längere Aufenthalte künstliche Schwerkraft erzeugen könne. Unterkünfte im Orbit sind teuer: "Letztlich wird die Bereitstellung eines hohen Grads an Komfort und Privatheit, der mit dem der großen und erfolgreichen irdischen Kreuzfahrtlinien vergleichbar ist, ein starker Antrieb für die Schaffung von verbesserter Infrastruktur im Weltraum sein."
Wirtschaftlich werde die Weltraumfahrt, wenn die Reise in den Orbit nicht mehr als ein oder zwei Millionen Dollar koste, was immerhin 100 Mal billiger als die gegenwärtigen Kosten mit einem Space Shuttle wäre, und wenn die Sicherheit bei 0,9999 Prozent liege, ebenfalls 100 Prozent als bei den Shuttles. Unter diesen Bedingungen könnten die Preise unter 50000 Dollar für einen Flug fallen und dann könnten sich 500000 Menschen jährlich eine solche Reise leisten. Verdienen aber könne man mit dem Weltraumtourismus auch auf der Erde, zumindest solle man die latente Nachfrage bereits mit Themenparks, Trainingszentren, VR-Reisen und anderen Unterhaltungseinrichtungen bedienen.
Wie immer stützt sich auch dieser Bericht auf die vermeintliche Nachfrage. Man beruft sich etwa auf eine Befragung aus dem Jahr 1997 von 1500 amerikanischer Familien. Auf die Frage, ob sie in Zukunft an einem zweiwöchigen Aufenthalt im Space Shuttle interessiert wären, antworteten 34 Prozent mit Ja. Die Hälfte wäre bereit, dafür zwischen 2000 und 10000 Dollar zu bezahlen. Wenn der Preis über 25000 Dollar steigt, wären dazu allerdings nur noch weniger als ein Prozent bereit. Und 42 Prozent wären daran interessiert, mit einer Weltraumfähre zu reisen, die einen ähnlichen Komfort und vergleichbare Unterhaltungsangebote wie Kreuzlinien bietet. Das alles ist nur hoch spekulativ, wenn Menschen auf eine Frage antworten, die daraus besteht, was sie tun würden, falls dies oder jenes in Zukunft der Fall sein werde. Gleichwohl wird unkommentiert das angebliche Ergebnis dieser Befragung zitiert, das für 130 Millionen aller US-Konsumenten gültig sei, "die 1996 einen oder mehr Ausflugsreisen über 75 Meilen und mehr unternommen haben, die eine Übernachtung einschlossen. Demgemäß läßt sich der Anteil der potentiellen Reisenden mit Shuttles und Weltraumlinien einschätzen."
Einen gleichfalls optimistischen Vergleich der japanischen, deutschen und amerikanischen Markterhebungen über Weltraumtourismus bietet Sven Abitzsch: Prospects of Space Tourismus.