Abstürzende Drohnen

MQ-9 Reaper. Bild: USAF

Pannen und Abstürze von großen US-Drohnen in der Nähe von zivilen Flughäfen häufen sich

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Dass Drohnen in Einsatzgebieten nicht nur abgeschossen werden, sondern öfter auch mal abstürzen ist bekannt. 2012 sind auch schon mal zwei Drohnen ineinander geflogen und abgestürzt. Nach Drone Wars UK gab es 2012 14 Drohnen-Unfälle, betroffen waren auch drei Predator-Drohnen und eine israelische Heron-Drohne. Unfälle gab es nicht nur in Afghanistan oder Pakistan, sondern auch in den USA. 2011 verzeichnete die Website 25 Drohnenunfälle, 12 Predator und 3 Reaper waren betroffen. 9 fanden in Afghanistan statt, 5 in den USA. 2010 sind alleine 7 Drohnen in den USA abgestürzt.

Seit 2007 sind von den 101 von Drone Wars UK festgestellten Abstürzen 71 US-Drohnen gewesen (überwiegend Predator) und 9 israelische Drohnen. Im Juni 2012 war eine RQ-4A Global Hawk von der US Navy in Maryland abgestürzt. Auch der Bundeswehr sind schon einige Drohnen abgestürzt (EU will zivilen Luftraum für schwere Drohnen öffnen). Das sind schlechte Nachrichten für die Branche, die darauf drängt, den zivilen Luftraum für große Drohnen zu öffnen. Die Washington Post hat nach Eingaben nach dem Informationsfreiheitsgesetz nun viele Dokumente der US-Luftwaffe nach Problemen mit Drohnen durchsehen können. Das Ergebnis ist nicht gut für die Drohnenbauer, denn es gab zahlreiche Probleme mit Drohnen, die von zivilen Flughäfen gestartet wurden und dort gelandet sind. Berichtet wird von Pilotenirrtümern, Softwarefehlern und schlechter Abstimmung mit den zivilen Flugverkehrslotsen.

Im Januar 2011 geschah der erste, bekannt gewordene Absturz einer Predator-Drohne in der Nähe eines zivilen Flughafens. Seit Beginn der Drohnenflüge mit Zielen im Jemen oder in Somalia vom US-Stützpunkt Camp Lemonnier, der direkt neben dem internationalen Flughafen von Dschibuti liegt, sind hier 5 Drohnen abgestürzt, zudem soll es mindestens drei Notlandungen gegeben haben, die knapp an einer Katastrophe vorbeischrammten. Im Mai 2011 stürzte eine Drohne mit Hellfire-Raketen kurz nach dem Start nahe einem Wohngebiet ab.

Seit 2011 sind mindestens sieben Predator- und Reaper-Drohnen in der Nähe von zivilen Flughäfen abgestürzt. Die Drohnen mit einer Länge von 11 Metern und einer Spannweite von 20 Metern können voll beladen ein Gewicht von 5,7 Tonnen besitzen und Raketen vom Typ Hellfire mit sich führen. Auf den Seychellen wurden die Flüge von zwei Reaper-Drohnen an die private Firma Merlin RAMCo outgesourct. Gestartet und gelandet wird auf dem internationalen Flughafen der Seychellen. Kurz nachdem dieser mit eigenen Piloten und Mechanikern die Flüge im September 2011 übernommen hat, häuften sich die Probleme. Nachdem die Drohnen schon im November erst einmal nicht mehr fliegen durften, weil die US-Luftwaffe bemerkte, dass sie nicht gewartet wurden, schoss im Dezember nach einem Aussetzen des Triebwerks kurz nach dem Start die Drohne bei der Notlandung über die Landebahn hinaus, überquerte eine Straße und stürzte ins Meer. Im April dieses Jahres folgte dann die verbliebene Drohne. Ein offenbar völlig überforderter Pilot schaffte es kurz nach dem Start die mehr als 13 Millionen US-Dollar teure Drohne über dem Meer zum Absturz zu bringen. Ob die Drohnen, die vermutlich in Somalia eingesetzt wurden, auch bewaffnete Einsätze fliegen durften, ist nicht bekannt.

Die Nachricht von den Pannen dürfte den Drohnenbauern nicht ins Konzept passen, die auf eine Öffnung des zivilen Luftraums auch für große Drohnen in den USA - und auch in der EU (EU will zivilen Luftraum für schwere Drohnen öffnen) und in Deutschland (Bundestag genehmigt den Einsatz von Drohnen) - drängen. Bislang sind in den USA - ebenso wie in Deutschland - Flüge von Drohnen im zivilen Luftraum nur nach einer Sondergenehmigung möglich (US-Drohnenbranche veröffentlicht Verhaltenskodex).

Aber auch wenn die Öffnung nicht so schnell geht, wie in den USA und in Deutschland geplant, will die Bundeswehr große Überwachungs- und Kampfdrohnen kaufen, während das Pentagon und die CIA auch nach dem Truppenabzug in Afghanistan den Einsatz von Drohnen in Nicht-Kriegsgebieten erweitern will. Bislang wird der Drohnenkrieg mit gezielten Tötungen vor allem in Pakistan, im Jemen und in Somalia geführt, aber US-Verteidigungsminister Panetta kündigte kürzlich bereits an, dass an Einsätze vor allem in N Nordafrika gedachte werde, wo etwa in Mali al-Qaida-nahe Islamisten große Gebiete kontrollieren. Mit der Ausweitung der Einsätze dürften sich auch die Probleme mit der zivilen Luftfahrt häufen. Zwar stehen mechanische Probleme im Vordergrund, aber Probleme gibt es auch durch eine gestörte oder abgebrochene Verbindung zur Drohne. Aus diesem Grund, so behauptet wenigstens das Pentagon, ist etwa eine der Sentinel-Superdrohnen in die Hände der iranischen Revolutionären Garden geraten